"Was tun, wenn der Bagger zugeschlagen hat?" - Vetter gibt wertvolle Tipps, was Netzbetreiber im Havariefall beachten müssen

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Thomas Weigel, Vetter GmbH Kabeverlegetechnik ITG Tagung 2015

Thomas Weigel, Vetter GmbH Kabeverlegetechnik, auf der ITG Tagung 2015/ Foto: Vetter GmbH

ITG Tagung 2015, Köln

In Deutschland gibt es zahlreiche innovative Glasfaserakteure, die auch international erfolgreich sind. Wir besuchen im Laufe der nächsten Monate einige von ihnen und stellen die neuesten Trends und Entwicklungen vor.


 

Vom 8. bis 9. Dezember 2015 fand nun bereits zum 22. Mal die ITG Fachtagung "Kommunikationskabelnetze" in Köln statt. Einige Schwerpunktthemen der Veranstaltung waren Installation und Umwelt, Anschlussnetze, Hausnetze und Systeme, Kupferdaten- und Kommunikationskabel sowie Optische Fasern, Kabel und Komponenten. Die diesjährige Podiumsdiskussion drehte sich um die Frage: "Was tun, wenn der Bagger zugeschlagen hat?".

Passend dazu sprachen wir mit Thomas Weigel, Geschäftsführer der Vetter GmbH Kabelverlegetechnik, der als Experte für Kabelverlegung an der Diskussionsrunde teilnahm.

LWL Portal: "Herr Weigel, können Sie für uns kurz zusammenfassen, was Netzbetreiber für den Havariefall ihres Netzes beachten müssen?"

Th. Weigel: "Ein Havariefall, also eine Beschädigung des Netzes, ist immer sehr ärgerlich, egal wie er ausgelöst wurde - ob durch einen Bagger, eine Fräse oder andere Umstände. Zu allererst ist die Planung des eigenen Vorgehens bei einem Havariefall besonders wichtig. Jeder Netzbetreiber muss schon weit vor dem Einblasen der Glasfaserkabel eine Strategie für den Ernstfall haben. Das ist leider noch nicht gängige Praxis. Im Havariefall muss der Carrier schnell handeln, daher ist es wichtig, die wesentlichen Fragen schnell klären zu können. Welche Beschädigung ist aufgetreten? Kann bzw. darf das unterbrochene Kabel gespleißt werden oder muss ein Kabelaustausch erfolgen? Welche Kabellängen müssen getauscht werden? Um richtige Entscheidungen nach einer Havarie treffen zu können, muss man wissen, dass die Einblasperformance eines Glasfaserkabels auch über dessen Ausblasen entscheidet.
Das Einblasen eines Glasfaserkabels ist dabei einfacher als das Ausblasen. Beim Einblasen eines Glasfaserkabels können zwei Antriebe innerhalb des Einblasgerätes genutzt werden, die Druckluft als Hauptantrieb und der mechanische Antrieb als Nebenantrieb. Beim Ausblasen eines Glasfaserkabels fehlt aber der Nebenantrieb, daher ist dieser Vorgang technisch schwieriger auszuführen. Aus dem Einblasprozess lässt sich schon recht sicher ableiten, wie dieses Kabel auch wieder ausgeblasen werden kann. Lässt sich das Kabel nur mit Mühe einblasen und wird die Endlänge mit Einblasgeschwindigkeiten von weniger als 15 m/min erreicht, kann mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass dieses Kabel nicht in einem „Schuss“ wieder ausgeblasen werden kann. Vorausgesetzt werden muss natürlich, dass das Einblasteam sein Handwerk perfekt beherrscht und dass das Einblasequipment dem neuesten Stand der Technik entspricht.
Die Gründe für eine derart schlechte Installationsperformance liegen meist an einem mangelhaften Tiefbau. Die Subducts (Miniröhrchen, Rohrverbände usw.) wurden nicht korrekt (vorgespannt) verlegt, eingesandet, gleichmäßig verdichtet oder in zu kleinen Radien verlegt. Die Folge sind z.B. beschädigte oder gequetschte Subducts. Die Palette der Fehlermöglichkeiten ist hier leider sehr breit. Eine wesentlich verbesserte Schulung der Tiefbauer ist dringend notwendig um letztlich die Kabelinstallation schneller und kostengünstiger durchführen zu können. In solchen Situationen kann das Kabel nur in Teillängen ausgeblasen werden, was zusätzliche Baugruben und damit wertvolle Zeit und viel Geld kostet."

LWL Portal: "Was kann dem Carrier dabei helfen, Havariefälle besser planen zu können?"

Th. Weigel:"Es wird in naher Zukunft moderne Einblasgeräte mit integriertem Einblasdatenspeicher geben, welche die Bedienung des Einblasgerätes erleichtern, in kritischen Einblassituationen den Operator unterstützen und den Einblasvorgang des Glasfaserkabels automatisch protokollieren.
Unter anderem wird auch die Einblasgeschwindigkeit auf jedem Meter festgehalten. Diese Einblasdatenprotokolle werden archiviert und können in einer Havariesituation vom „Störungsdienst“ des Carriers abgerufen werden. Anhand der Einblasgeschwindigkeit am Ende der installierten Strecke kann im Falle eines notwendigen „Ausblasens“ des beschädigten Kabels schnell ermittelt werden, ob Zusatzgruben erforderlich sind. In einem solchen Fall kann der Bagger rechtzeitig losgeschickt werden und wertvolle Zeit zur Störungsbeseitigung wird eingespart."

LWL Portal: "Demonstrieren Sie den Teilnehmern der ITG das Einblasen von Glasfaserkabeln?"

Th. Weigel: "Passend zum Thema unserer Podiumsdiskussion wollen wir den Teilnehmern ganz praktisch zeigen, wie genau das EinJetten von Glasfaserkabeln funktioniert. Einige Teilnehmer hatten sicherlich in der Form noch keine Gelegenheit das Verfahren hautnah zu sehen. Da aber gerade beim Einblasen von Glasfaserkabeln viele Fehler passieren können, die die Netzqualität beeinträchtigen und das Ausblasen von Glasfaserkabeln in Havariefällen wesentlich erschweren können, wollen wir Aufklärung betreiben um solchen Fehlern vorbeugen. Das Interesse war seitens der Teilnehmer sehr groß, einige haben sogar ihre anschließenden Termine verschoben, um sich das Verfahren von uns zeigen und im Detail erklären zu lassen."