Kafka’s Tagebuch: Bericht zum Austrian FiberSummit 2023, Teil 1/2

News aus dem Portal

Gerhard Kafka

Unser Autor Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München.

 

Anfang November fand in Salzburg Österreichs größte Telekommunikationsveranstaltung das Austrian FiberSummit 2023 statt. Veranstalter war der 2021 gegründete Verein zur Förderung von offenen Glasfasernetzen Open Fiber Austria (OFAA). Dessen Mission ist es, leistbare und höchst zuverlässige Glasfaserinfrastrukturen für Endkunden, sowie für private und öffentliche Institutionen – flächendeckend in ganz Österreich – zu schaffen.

Damit soll die digitale Kluft zwischen Bevölkerungsgruppen und geografischen Regionen reduziert werden. Der Verband sieht sich als innovative Drehscheibe für die Telekommunikationsbranche, für Infrastrukturbesitzer, Glasfasernetzbetreiber und Kabelnetzbetreiber, sowie Internet Service Provider, um die notwendige Infrastruktur zu schaffen, die dem Endkunden schnellstes, unabhängiges und kostengünstiges Internet bis ins Wohnzimmer garantiert. Unterstützt durch die Mitveranstalter Land Salzburg und die Salzburg AG, die das ganze Bundesland Salzburg mit Strom, Licht, Wasser, Wärme, Internet, Fernsehen, Telefon und lokalem Verkehr versorgt sowie die Sponsoren Optisis und vxFiber ging dieses erste Summit im Congress Salzburg erfolgreich über die Bühne. Einen ersten Höhepunkt bildete die am Vorabend der Kongressmesse sehr gut besuchte FiberNight im weltbekannten Stiegl-Keller, die gerüchteweise wichtiger gewesen sei als die Konferenz selbst. Ebenfalls am Vorabend trafen sich die „Women in Fiber Austria“ (WIFA) zur LadiesNight auf der Steinterrasse. Die WIFA als Plattform für technikbegeisterte und engagierte Frauen in der Telekommunikationsbranche will mit diesem Netzwerk Frauen in der Arbeitswelt fördern, stärken und unterstützen.

Igor Brusic, Präsident der OFAA begrüßte die Teilnehmer mit einem Zitat von Stefan Zweig, der zu seiner Zeit zu den populärsten deutschsprachigen Schriftstellern gehörte und von 1919 bis 1933 in Salzburg lebte: „Wahre Größe zeigt sich nicht in den Dingen, die man besitzt, sondern in den Dingen, die man bereit ist zu geben“, und setzte mit seiner Interpretation fort: „Wenn ich diese Zitat in die Sprache des Glasfaserausbaus in Österreich übersetzen darf, dann würde es lauten: Um flächendeckende Infrastruktur zu schaffen, müssen wir Wissen, Ressourcen und Kooperationsbereitschaft großzügig einsetzen. So legen wir den Grundstein für eine vernetzte Zukunft, von der wir alle profitieren.“ Zufrieden nannte er die Beteiligung der rund 500 Teilnehmer, 30 Referenten sowie 50 Aussteller und bedankte sich bei Heinz Pabisch und Harald Hoffmann von der CMG-AE, die mit ihrer jahrelangen Vorarbeit, insbesondere den zehnmalig veranstalteten Fiber Days einen wichtigen Grundstein für diese Veranstaltung gelegt haben.

Anschließend beleuchtete DI Martin Wachutka, Vizepräsident OFAA die Arbeit des Vereins mit seinen derzeit 130 Mitgliedern. Als erstes Ergebnis nannte er die OAID (Open Access Identification oder Open Access Identificator). Das ist eine österreichweite, eindeutige und standardisierte Kennzeichnung aller Zugangspunkte von Glasfaseranschlüssen. An der Weiterentwicklung dieser Identifikation für Glasfaseranschlüsse im Haus, also Netzebene 4 und 5 wird derzeit gearbeitet. Als Huldigung an den wohl berühmtesten Sohn der Stadt Salzburg Wolfgang Amadé Mozart stellte er das Geigenquartett vor, welches die folgenden Grußworte mit dem Divertimento D-Dur (KV 136) im reinen italienischen Stil geschrieben in drei Sätzen musikalisch und virtuos untermalten.

Divertimento 1. Satz: Ein rauschendes und singendes Allegro im Vierertakt.

DI Herwig Struber, MSc, Vorstand Salzburg AG betonte die Vorreiterrolle Salzburgs beim Glasfaserausbau. Er verwies auf die Tatsache, dass sich das Bundesland insbesondere auf Glasfaserausbauprojekte in bislang unterversorgten ländlichen Gebieten konzentriert, um auch diese bestmöglich zu vernetzen.

Divertimento 2. Satz: Ein italienisches kantables Andante im Dreiertakt

DI Dr. Josef Schwaiger, Landesrat Salzburg bezeichnete die Breitbandinfrastruktur als Güterweg des 21. Jahrhunderts. Aber von den über 240.000 Haushalten in seinem Bundesland seien rund 100.000 noch nicht mit Glasfaser erschlossen. Deshalb sei nach der ersten Breitband-Fördermilliarde nun eine zweite dringend erforderlich. Schwaiger erwartete die entsprechende Bekanntmachung noch im November.

Divertimento 3. Satz: Ein knappes, tänzerisches Presto als Finale im Zweivierteltakt

Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung und Breitband, BM für Finanzen betonte in seinem Eingangsstatement den Plan des Vollausbaus von gigabitfähigen Internetanschlüssen: „Salzburg hat eine der besten Internetinfrastrukturen in Österreich. Breitbandausbau ist ein wichtiger wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Faktor. Durch gute digitale Infrastruktur können wir Chancengleichheit in den Regionen herstellen – rund 40% der österreichischen Bevölkerung lebt in ländlichen Regionen. Der Wohnort soll freie Entscheidung sein und nicht von der Internetabdeckung abhängig sein. Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir in digitale Infrastruktur investieren. Daher starten wir noch im November einen weiteren Fördercall. Mit dem nächsten Fördercall kommen wir einen weiteren Schritt näher an unser Ziel, Österreich bis 2030 flächendeckend mit gigabitfähigem Internet zu versorgen. Zusätzlich planen wir auch eine Initiative mit sogenannten Anschlussschecks.“

Auch in der anschließenden Eröffnungs-Keynote des Digital- und Transformationsexperten Nahed Hatahet „Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalen Transformation – Algorithmen kommen, der Mensch bleibt“ ging es um die Zukunft. Der Mensch hat sich durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz bereits eine neue Welt geschaffen, der er sich selbst nicht mehr entziehen kann. Hatahet stellte fest: „Neurowissenschaftlich gesehen ist die Geschwindigkeit mit der sich die Digitalisierung bewegt zu schnell für unser biologisches Gehirn. Das ist sicherlich die größte Herausforderung dabei.“ Als aktuelles Beispiele für die digitale Transformation nannte er neben der viel diskutierten Künstlichen Intelligenz u.a. maschinelles Lernen, Gesichtserkennung, Mixed Reality, Digitaler Zwilling bzw. Avatar und Holoportation. Deshalb müssen wir uns vor allem als Gesellschaft selbst transformieren und anpassen.

Das nächste Austrian Fiber Summit ist für den 23. und 24. Oktober 2024 in Graz geplant.