Unser Autor Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München.
Anfang September fand der 26. Breitbandkongress, veranstaltet vom Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK), in Leipzig statt. Gleich bei der Begrüßung der Kongressteilnehmer berichtete Heinz-Peter Labonte, Vorsitzender des FRK, über neue Rekorde bei der Beteiligung. Sowohl die Zahl der Teilnehmer als auch der Aussteller legte um jeweils knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Die über 400 Besucher konnten sich an zwei Tagen bei den 75 Ausstellern über neue Produkte und Dienstleistungen informieren. Fokus der Ausstellung sowie in den Vorträgen und Diskussionsrunden des Kongresses war der Glasfaserausbau, insbesondere der FTTH-Ausbau, denn auf der Netzebene 4, in den Gebäuden, sind die FRK-Mitglieder bereits seit vielen Jahrzehnten stark aufgestellt.
Die rund 140 FRK-Mitglieder sind überwiegend klein- und mittelständische Kabelnetzbetreiber aus allen Teilen Deutschlands. Der FRK vertritt die auf dem Gebiet der Empfangsantennen und Kabelanlagen tätigen Fachbetriebe sowie Unternehmen, die solche Anlagen unterhalten oder unterhalten lassen. Die Mitglieder werden zudem durch Mitarbeit in Arbeitskreisen, Gremien der politischen Meinungsbildung und gezielte Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.
Der Kongress widmete sich den beiden Hauptthemen Abschaffung des Sammelinkassos bei Kabelfernsehanschlüssen und Überbau von Glasfasernetzen. Beleuchtet wurden ferner die Migration von Koaxialkabel auf Glasfaser und die Möglichkeiten der Automatisation des Netzbetriebs. Dabei wurde klar: Der Gesetzgeber macht es den mittelständischen Netzbetreibern nicht gerade leicht. Viele sehen sogar ihre Existenz bedroht. Mit der Abschaffung des Nebenkostenprivilegs will die Politik nämlich erreichen, dass der Glasfaserausbau auf der Netzebene 4 beschleunigt wird. Claus Wedemeier, Leiter des Referats Demografie und Digitalisierung beim GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, warf der Politik allerdings vor, den Glasfaserausbau in den Gebäuden fälschlicherweise als Flaschenhals anzusehen: „Die Glasfaser muss zuerst einmal ans Gebäude herangeführt werden“. In diesem Zusammenhang wurde auch bekannt, dass die beiden vor einem Jahr von willy.tel und FRK initiierten Verfassungsklagen gegen das Sammelinkasso bis heute nicht beantwortet sind.
Mit dem strategischen Überbau und Cherrypicking verfolgt die Telekom das Ziel, Investoren und Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. Die alternativen Netzbetreiber wollen nämlich neue Glasfasernetze bauen und damit das alte DSL-Kupfernetz ersetzen. Dafür stellen die Investoren 50 Mrd. Euro bereit und fordern damit die Deutsche Telekom heraus. Die muss darauf reagieren. Frederic Ufer, Geschäftsführer VATM bringt es auf den Punkt: „Die Telekom macht alles richtig, sie handelt rational, sie handelt unternehmerisch korrekt und sie handelt aus Notwehr.“ In der Podiumsdiskussion erläuterte er die Position seines Verbandes: „Ein wichtiger Punkt von uns - schon häufig vorgebracht aber noch nicht oft genug: Es droht Ungemach für den Steuerzahler. Wenn sich Investoren durch die Strategie des bloßen Rosinenpickens und aufgrund der bewussten Zerstörung ihrer Geschäftsmodelle zurückziehen, werden zusätzliche Milliarden Euro an Steuergeldern für die Glasfaserförderung veranschlagt werden müssen. Daher kann die Politik dieses Vorgehen der Telekom nicht akzeptieren. Ein Aussitzen und Augen-zu-und-durch ist keine Option, Zeit haben wir nicht. Meine Mitdiskutanten - Tim Brauckmüller, Geschäftsführer atene KOM GmbH, Wolfgang Heer, BUGLAS-Geschäftsführer, Bernd Sörries, Abteilungsleiter WIK sowie Thomas Pester, FRK-Mitglied waren sich in diesem Punkt sehr einig.“
Um den volkswirtschaftlich unsinnigen Überbau zu unterbinden, machte Labonte einen vielbeachteten Vorschlag: „Ich werde mir eine Telekom-Aktie kaufen und dann als Aktionär bei der nächsten Hauptversammlung die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen,“ und setzte fort: „Damit könnte die Vertreterin des Bundesfinanzministeriums und der Chef der KfW die durch die ‚Rosinenpickerei‘ der Telekom notwendig werdenden zusätzlichen Fördergelder der öffentlichen Hand abwenden.“
Ein besonderes Highlight war der persönliche Auftritt des parlamentarischen Staatssekretärs im BMDV, Michael Theurer, Mitglied des FDP-Präsidiums und FDP-Landesvorsitzender Baden-Württemberg. Theurers Keynote wurde zunächst wegen der gleichzeitig stattfindenden Beratungen über den Haushalt des BMDV per Videobotschaft eingespielt. Nach den Beratungen entschied Theurer, doch noch von Berlin nach Leipzig zu kommen. Hier sprach er mehr als zwei Stunden mit den Kongressteilnehmern über die Herausforderungen im Glasfaserausbau. „Das war eine wunderbare Wertschätzung des Mittelstands“, resümierte Labonte, und stellte fest: „Michael Theurer fand ehrliche Worte und sprach vielen unserer Mitglieder aus dem Herzen.“
Der 27. Breitbandkongress des FRK findet am 11. und 12. September 2024 erneut im H4 Hotel Leipzig statt. Weitere Informationen unter www.breitbandkongress-frk.de.
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Kafka´s Tagebuch: 26. Breitbandkongress des FRK 2023, Teil 2/4
Kafka´s Tagebuch: 26. Breitbandkongress des FRK 2023, Teil 3/4
Kafkas´s Tagebuch: 26. Breitbandkongress des FRK 2023, Teil 4/4