Bayern erlebt Digitalisierungsschub durch Corona und bleibt bundesweit Spitzenreiter beim Ausbaustand sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen

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28.09.2020 - München. Der Freistaat hat in den letzten Jahren konsequent in den Ausbau digitaler Netze investiert. Zeitgleich hat die Corona-Krise der Digitalisierung einen Schub verliehen. Das ist das Ergebnis zweierStudien der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die heute der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

„Die beachtlichen Fortschritte beim Netzausbau sind uns in der Krise zugutegekommen. Während des Lockdowns haben die Netze dem gestiegenen Bedarf deutlich besser standgehalten als von vielen erwartet“, erklärt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Im Deutschlandvergleich steht überdurchschnittlich vielen bayerischen Haushalten schnelles Internet zur Verfügung. Auch beim super schnellen Internet via Glasfaser gab es Fortschritte, aber der Weg zur flächendeckenden Anbindung ist noch weit. „Das liegt in Teilen aber auch an der mangelnden Nachfrage“, erklärt Brossardt und fügt hinzu: „Der Bedarf wird aufgrund neuer technischer Möglichkeiten und Innovationen weiter rasant steigen. Wir müssen daher den Ausbau mit Vollgas weiter vorantreiben.“

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker betont die Bedeutung einer zukunftsfähigen Breitbandinfrastruktur für den Standort Bayern und das Engagement der Staatsregierung: „Der Freistaat hat schon über 1,1 Mrd. Euro investiert, um unsere digitale Infrastruktur weiter voran zu bringen – egal, ob in der Stadt oder auf dem Land. Und dieses Investment zahlt sich aus: In der Mehrzahl der Gewerbegebiete im Freistaat sind bereits Gigabit-Geschwindigkeiten möglich. Glasfaser ist schon heute in jeder bayerischen Gemeinde angekommen; das ist ein echter Standortvorteil in Bayern. Die neuen Studien der vbw bestätigen unseren Weg. Wir ruhen uns auf dem Erreichten aber nicht aus, sondern verfolgen weiter konsequent unser Ziel: Gigabit für alle im ganzen Freistaat!“

Der Freistaat belegt beim aktuellen Ausbaustand einen Spitzenplatz unter den Bundesländern. So hatten Ende 2019 96,2 Prozent der bayerischen Haushalte Zugang zu einem Anschluss mit mindestens 30 Mbit/s. Mittlerweile liegt auch in ländlichenRegionen der Versorgungsgrad bei 90 Prozent, das ist 12,3 Prozentpunkte höher als im Bundesschnitt. „Dazu kommt ein weiterer Meilenstein: In 928 der 2.056 bayerischen Kommunen standen mindestens 80 Prozent der Haushalte sogar 100 Megabit pro Sekunde zur Verfügung. Das sind 600 Kommunen mehr als 2018. Diese rasante Entwicklung gelingt nur dank der Kombination von kommunalem Engagement, gezielten Förderprogrammen und technischem Fortschritt. Diesen Schwung müssen wir nutzen, um spätestens 2025 eine lückenlose Versorgung mit Glasfaser zu erreichen. Der zügige Ausbau ist für den Erhalt der Zukunftsfähigkeit unseres Standorts essenziell“, findet Brossardt. Im Freistaat waren Ende 2019 15,3 Prozent der Haushalte an Glasfaser angeschlossen. Im Ländervergleich ist das Platz Drei.

Erstmals seit Jahren ist die Zufriedenheit mit der Kapazität der Netze gestiegen. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen bewerten den Ist-Zustand positiv. „Das ist eine Trendumkehr bei der Stimmungslage. Hier zeigt der ambitionierte Ausbau im Freistaat Wirkung. Bis 2023 sehen aber 43 Prozent aller Unternehmen und über 80 Prozent der großen Unternehmen einen Bedarf jenseits der 100 Mbit/s. Ohne die Förderpolitik der Bayerischen Staatsregierung sind diese Wünsche nicht zu erreichen. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Betreibergesellschaften weiter investieren und Kommunen die Förderung nutzen und den Ausbau positiv begleiten“, betont Brossardt. Finanzminister Füracker ergänzt: „Wir unterstützen unsere Gemeinden vor Ort auch in Zukunft massiv, um die Glasfaser in Bayern noch weiter voran zu bringen – gerade auch für die bayerische Wirtschaft. Mit unserer neuen Gigabitrichtlinie ermöglichen wir den Kommunen, alle gewerblichen Anschlüsse mit Gigabitgeschwindigkeiten anzubinden.“

Beim Thema Mobilfunk geben 96 Prozent der Unternehmen in Bayern an, auf mobile Technik und schnelle Datenverbindungen angewiesen zu sein. 2018 waren es noch 86 Prozent. Mehr als die Hälfte der bayerischen Unternehmen ist mit der Geschwindigkeit der mobilen Datenverbindungen sowie der Netzabdeckung und -verfügbarkeit zufrieden. Laut Umfrage sehen aber 73 Prozent der Unternehmen Beeinträchtigungen für die eigenen Beschäftigten aufgrund des unzureichenden Mobilfunknetzes. „Die Anforderungen an die Infrastruktur haben durch Corona und durch neue technologische Möglichkeiten sowie durch die zunehmende Digitalisierung enorm zugenommen. Allein die Nutzung von Videokonferenzen ist von 26 auf 64 Prozent angewachsen. Und: 95 Prozent der Unternehmen erwarten, dass die Relevanz mobiler Technik und schneller Datenverbindungen bis 2023 weiter steigen wird“, kommentiert Brossardt.

Besonders wichtig ist auch ein neues Problem: Noch 2019 klagte kaum ein Unternehmen über schlechte Mobilfunkanbindung bei den Mitarbeitern daheim – jetzt werden hier im Zusammenhang mit Homeoffice und mobilen Arbeiten erhebliche Netzschwächen sichtbar. „Die Corona-Krise hat gezeigt, dass mobiles Arbeiten durchgehend gewährleistet sein muss. WeißeFlecken darf es nicht mehr geben, und wir brauchen einen Qualitätssprung hin zu 5G bei den Netzen. Hier herrscht enormer Handlungsdruck, und die internationaleKonkurrenz schläft nicht“, so Brossardt.

Andere Länder, darunter China, Japan, Südkorea und die USA, haben bei 5G-Netzen bessere Voraussetzungen als Deutschland. „Wir brauchen einen verbindlichen Fahrplan für den weiteren Ausbau: Bis 2025 muss 5G lückenlos verfügbar sein“, fordert Brossardt.