Fachbeitrag
Glasfasernetze effizient ausbauen: Worauf es ankommt
Für schnelle und stabile Verbindungen in der Telekommunikation sind Glasfaserkabel unverzichtbar. Sie bilden das Rückgrat der modernen Kommunikationsinfrastruktur und bieten eine unvergleichliche Bandbreite und Qualität der Datenübertragung. Sie sind daher von entscheidender Bedeutung, um die hohen Ansprüche von öffentlichen Auftraggebern und Unternehmen an die Konnektivität der Telekommunikationsnetze zu erfüllen.
Glasfaserausbau in Deutschland nimmt an Fahrt auf
Dementsprechend schreitet der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur in Deutschland in hohem Tempo voran. Dies belegt auch eine gemeinsame Studie der Telekom und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY vom Januar 2025. Demnach haben entsprechende Ausbauinitiativen hierzulande in den vergangenen Jahren eine sehr positive Dynamik entwickelt. So ist laut den Studienergebnissen die Anzahl der mit Glasfaser versorgten Haushalte zwischen 2021 und 2024 pro Jahr um durchschnittlich 33 Prozent gestiegen. Zudem prognostizieren Experten von EY, dass noch im Jahr 2025 bereits über die Hälfte aller deutschen Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen sein könnte.
Vorsicht, Fallstricke!
So weit, so gut. Allerdings lauern beim flächendeckenden Glasfaserausbau diverse Fallstricke, die zu ineffizienten Prozessen, Budgetüberschreitungen und letztendlich zu einer unzureichenden Servicequalität führen können. Dazu zählen:
Technologische Hürden: Die bestehende technologische Infrastruktur ist möglicherweise nicht performant genug, sodass Aufrüstungen erforderlich werden können. Dabei kann bestehende Technologie in manchen Fällen teilweise noch genutzt werden, an anderer Stelle ist wiederum ein vollständiger Austausch nötig. Bleiben vorhandene Systeme weiterhin im Einsatz, sollten neue Technologien nahtlos in Erstere integriert werden. Alte Komponenten und eventuell erforderliche Übergänge können jedoch zu Schwachstellen führen, was in die Risikobewertung einfließen sollte.
Geografische, physische und rechtliche Hindernisse: Wichtig ist die Anpassung an die Bedingungen vor Ort und das Umgehen von Hindernissen, welche die Kosten erhöhen oder die spätere Wartbarkeit erschweren. Dazu zählen beispielsweise Infrastrukturen wie Schienen und Straßen, bauliche und rechtliche Gegebenheiten aber auch physische Einflussfaktoren wie Gewässer und Bewuchs.
Ausreichende Skalierbarkeit: Das Netz muss in der Lage sein, einen künftigen Anstieg der Datennachfrage zu bewältigen.
Stromversorgung: Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung, einschließlich Backup-Lösungen, ist entscheidend für eine stabile Netzfunktionalität – insbesondere bei Stromausfällen.
Fehlende Geoinformationen: Das Fehlen von Geodaten kann die Ermittlung optimaler Standorte für die Netzinfrastruktur behindern, da geografische und physische Hindernisse nicht richtig eingeschätzt und in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden können.
Ungenaue Kostenkalkulation: Eine unpräzise Schätzung der Projektkosten gefährdet den gesamten Ausbau. Die richtige Software zur Automatisierung kostenoptimierter Glasfasernetze ist hier ein entscheidender Vorteil.
Kein mobiler Zugriff auf Bestandsdaten: Ein fehlender mobiler Zugriff auf Bestandsdaten behindert die Kommunikation, Datenerfassung und Aufgabenverwaltung vor Ort. Dies führt zu ineffizienten Prozessen und treibt die Kosten unnötig in die Höhe.
Mangelnde Dokumentation: Werden Änderungen nicht zeitnah und korrekt im digitalen Netz-Zwilling dokumentiert, können Diskrepanzen zwischen der Dokumentation und dem tatsächlichen Zustand des Netzes auftreten. Hierbei entstehen enorme Reibungsverluste, was den effizienten Netzausbau beeinträchtigt und ebenfalls hohe Kosten nach sich zieht.
Schlechte Datenqualität: Ungenaue Schätzungen des Netzkapazitätsbedarfs, eine falsche Ressourcenzuweisung und unzureichende Informationen über die bestehende Netzinfrastruktur beeinträchtigen die Leistung.
Um diese Fallstricke sicher zu umgehen, sollten Netzanbieter den Ausbau der Glasfaserinfrastrukturen sorgfältig planen und bei der Umsetzung die richtigen Automatisierungswerkzeuge nutzen. Zudem ist ein konsequentes Vorgehen in fünf Schritten zu empfehlen – nämlich Analyse, Planung, Konstruktion, Dokumentation und Betrieb.
Schritt 1: Analyse
Am Anfang steht im Rahmen der Analyse die Ermittlung des Zielgebiets, die Bewertung der Marktnachfrage sowie die präzise Identifikation potenzieller Kunden auf der Agenda. Geodaten und GIS-Tools spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung optimaler Standorte für die Netzinfrastruktur. Eine zuverlässige Schätzung der Projektkosten – inklusive Berechnung des Kapitalwerts – ist ebenfalls erforderlich.
Schritt 2: Planung
Das primäre Ziel der Planungsphase besteht in der Entwicklung erster Entwürfe zur Optimierung der Netzarchitektur. Wichtig ist dabei insbesondere die Planung der Routenführung sowie die Auswahl von Hardware-Lösungen und spezifizierten Dienstleistungen. Der Einsatz automatisierter Design-Tools kann dabei die Planungszeit entscheidend verkürzen. Zu empfehlen ist zudem die Integration mit GIS-Daten, um geografische Faktoren zu berücksichtigen.
Schritt 3: Konstruktion
Die Bauarbeiten werden in der Regel von Subunternehmern durchgeführt, wobei ein Überblick über den Baufortschritt von entscheidender Bedeutung ist. Alle Änderungen müssen zeitnah dokumentiert werden. Eine integrierte Arbeitsauftragsverwaltung und der mobile Zugriff auf Bestandsdaten verbessern die Koordination und Effizienz bei der Realisierung des Bauprojekts.
Schritt 4: Dokumentation
Nach der Bauabnahme ist es unerlässlich, den neuen Dienst im digitalen Zwilling lückenlos zu dokumentieren. Hierbei muss sichergestellt werden, dass das Inventar den Ist-Zustand der installierten Geräte eins zu eins widerspiegelt. Da sich die Daten im Laufe der Zeit kontinuierlich ändern, muss die Dokumentation dynamisch aktualisiert werden. Dabei leistet eine Network Inventory Solution inklusive Integrationsfunktionen wertvolle Unterstützung.
Schritt 5: Betrieb
Auch beim Betrieb und weiteren Ausbau des Glasfasernetzes hilft ein digitaler Zwilling, wenn es um die Planung von Erweiterungen und die effiziente Verwaltung von Ressourcen geht. Tritt eine Störung auf, müssen die Fehler schnell behoben und die Netzwerkdienste wiederhergestellt werden. Von zentraler Bedeutung sind dabei die automatisierte Orchestrierung von Serviceaufträgen sowie standardisierte Verfahren für das Störungsmanagement.
Fazit
Für einen effizienten Glasfaserausbau sollten Netzanbieter unbedingt nach den empfohlenen fünf Schritten vorgehen. Dadurch lassen sich Risiken wie Kostenexplosionen, technische Probleme, ineffiziente Prozesse sowie daraus resultierende Verzögerungen beim Glasfaserausbau auf ein Minimum reduzieren. Wichtig ist zudem die Investition in fortschrittliche Automatisierungswerkzeuge sowie die nahtlose Integration mit anderen Systemen und Datenquellen. Bei den Prozessen rund um Planung, Design, Überwachung und Verwaltung von Glasfasernetzen spielt der digitale Zwilling eine entscheidende Rolle.
Über Stefanie Siegel:
Stefanie Siegel ist Produktmanagerin bei FNT Software und bringt umfassende Erfahrung in Glasfaserprojekten mit. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Nutzung von Karten, um Geodaten durch Visualisierung und Analyse verständlicher und zugänglicher zu machen. Seit über zehn Jahren trägt sie mit ihrer Begeisterung und Expertise bei FNT dazu bei, das Management von Netzwerkinfrastrukturen durch den innovativen Einsatz von Geoinformationen zu optimieren.
Über FNT
Die FNT GmbH mit Hauptsitz in Ellwangen (Jagst) vereinfacht mit ihrer FNT Command Platform das Management von hochkomplexen digitalen Infrastrukturen in Unternehmen und Behörden. Sowohl IT-, Telekommunikations- als auch Rechenzentrumsinfrastrukturen lassen sich mit der Cloud-fähigen „Software made in Germany“ effizient als Digitaler Zwilling erfassen und über alle Ebenen vom Gebäude bis zum digitalen Service dokumentieren. Die Software bietet zudem offene Schnittstellen und zahlreiche Funktionen, um Transformationen und Changes integriert zu planen, umzusetzen und zu automatisieren. Zu den Kunden von FNT zählen mehr als 500 Unternehmen und Behörden weltweit, darunter mehr als die Hälfte der im DAX-40 notierten Konzerne. FNT betreibt Niederlassungen an mehreren Standorten in Deutschland sowie in New York, London, Singapur und Timisoara und verfügt über ein internationales Partnersystem mit den marktführenden IT Service Providern und Systemintegratoren. Weiterführende Informationen unter www.fntsoftware.com.