Kafkas Tagebuch: ANGA COM 2024

News aus dem Portal

Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München

 

Köln war Mitte Mai wieder einmal Treffpunkt der Experten für Telekommunikationsinfrastruktur, -dienste und -inhalte. Die dreitägige Kongressmesse ANGA COM hat sich zu Europas führender Veranstaltung für Breitband, Fernsehen und Online entwickelt. Mit 23.000 Teilnehmern aus über 80 Ländern gab es einen neuen Besucherrekord. 480 Aussteller aus 35 Ländern präsentierten ihr Angebot in zwei Hallen. Das Kongressprogramm beleuchtete mit mehr als 250 Sprechern und über 60 Panels die aktuellen Themen: Gefährdete Investition durch strategischen Überbau, Open Access, EU reguliert mehr als Bundesnetzagentur, Homes Passed als Geschäftsmodell, Steigerung der Take Up Rate durch innovative Preisgestaltung und Abschaltung des Kupfernetze. Die Höhepunkte des Kongressprogramms kommentierte Geschäftsführer Dr. Peter Charissé im Vorfeld der Veranstaltung wie folgt: „Unser Kongressprogramm verbindet dieses Jahr noch besser die großen Strategiefragen und die tägliche Praxis – und dies auch international. Das gilt gleichermaßen für Telekommunikations- und Medienthemen. Die erste Liga aus beiden Bereichen – das gibt es nur bei uns in Köln. Highlights des Programms sind der Gigabitgipfel, der Mediengipfel, der Glasfaser- und der Infrastrukturgipfel. Nochmals aufgewertet haben wir dieses Jahr auch den Donnerstag – unseren komplett kostenfreien Messe- und Kongresstag. Schwerpunkthemen sind an diesem Tag Inhausnetze, Open Access, Tiefbau und Kommunen.“

 

Thomas Braun, Präsident ANGA Der Breitbandverband brachte es in seiner Eröffnungsrede auf den Punkt: „Die Lage ist besser als allgemein beschrieben.“ Des Weiteren verwies er darauf, wie wichtig Kooperationen für die Branche seien, die überbordende Bürokratie verbessert werde müsse, die Migration von Kupfer auf Glasfaser marktgerecht und diskriminierungsfrei erfolgen müsse und dass der Fachkräftemangel den Glasfaserausbau verzögere. Klaus Müller, Präsident Bundesnetzagentur und zweiter Keynote Sprecher betonte, dass der Übergang in die Gigabitwelt komplex sei und das Zusammenspiel der TK-Unternehmen, insbesondere im regionalen Bereich z.B. durch Open Access wichtig sei, um die politischen Ziele des Glasfaserausbaus zu erreichen. Heute seien bereits 75 % der deutschen Haushalte gigabitfähig – dank einer aufgerüsteten Kabelnetzinfrastruktur. Der soeben veröffentlichte Jahresbericht nennt für die FTTB/H-Versorgung folgende Zahlen: 17,9 Mio. Homes Passed, 7,3 Mio. Homes Connected und 4,3 Mio. Homes Activated. „Die geringe Take Up Rate von 25 % lässt zu wünschen übrig,“ sagte Müller und setzte fort: „Wie können wir den Endkunden überzeugen und motivieren, die Glasfaser zu akzeptieren? Leider werden aktuell zu viele negative Worte hinsichtlich Glasfaser verbreitet.“ Auch wenn Brüssel ein Datum für die Abschaltung der Kupfernetze vorgegeben habe, möchte Müller kein festes Datum hier in Deutschland festlegen. Neben dem Veranstalter-Fachverband ANGA waren folgende weitere Partnerverbände beteiligt: Broadband Forum, Deutsche TV-Plattform, Gigabitbüro, die Glasfaserverbände aus Frankreich InfraNUm, Niederlande NL Connect, Österreich Open Fiber Austria, und der Schweiz SuisseDigital, SCTE aus USA als Tochtergesellschaft von CableLabs, VATM, Vaunet, VDE Young Net und ZVEI. Breko und Buglas waren als Aussteller ebenfalls vor Ort.

 

Noch eine Bemerkung in eigener Sache. Als geschätzter Fachjournalist (mehr als 10 Fachbücher und 500 Beiträge in nationalen und internationalen Fachzeitschriften) bin ich gewohnt mit Respekt behandelt zu werden. Aber dann passierte folgendes: Als ich am zweiten Messetag um 8:50 das Gelände betreten wollte, um rechtzeitig zu meinem vereinbarten Termin um 9 Uhr zu erscheinen wurde mir dies verwehrt. Mein Namens-Badge würde mich zu einem früheren Einlass nicht berechtigen – es fehle der Hinweis auf Presse sowie der entsprechende QR-Code. Erst nach einem Gang mit dem Kontrolleur zum Supervisor Counter – dort kannte man mich natürlich – wurde ich freundlicherweise eingelassen und war doch noch rechtzeitig bei meinem Termin.

 

 

Emtelle stellt REVOLink3 vor

Im Zentrum des Messestandes lud eine interaktive Demonstration die Besucher im Rahmen eines Wettbewerbs zum Ausprobieren und aktiven Mitmachen ein. Das Ausstellungsstück REVOLink3 ist eine einzigartige 3-in-One-Last-Mile-Lösung, also ein Anschlusskabel, das die Konnektivität auf der letzten Meile revolutionieren soll. Die erweiterten Funktionen sollen es den Netzbetreibern ermöglichen den Installationsprozess erheblich zu rationalisieren. Das zum Patent angemeldet REVOLink3 ist so konzipiert, dass es durch Einblasen, Ziehen oder Schieben in Mikrorohre und Rohrbündel installiert werden kann. Mit REVOLink3 werden beim Einziehen Entfernungen von bis zu 300 Metern erreicht. Es eignet sich somit ideal für Anschlusskabelinstallationen im FTTx-Bereich. Ergänzend dazu hat Emtelle eine Schubmaschine namens DropDrive, die nur mit einer einfachen batteriebetriebenen Handbohrmaschine betrieben wird entwickelt, mit der ebenfalls Distanzen bis zu 300 Metern erreicht werden. Diese Innovation ist besonders in Schwellenländern von Vorteil, wo die Kosten und die Komplexität herkömmlicher Einblasfasergeräte und Schulungen zu hoch sein können. Darüber hinaus ist REVOLink3 mit den meisten vorhandenen Blasmaschinen kompatibel und kann damit über Entfernungen von bis zu 1000 Metern eingesetzt werden. Es wurde für optimale Steifigkeit entwickelt, verfügt über eine einzigartige „strukturierte“ reibungsarme Ummantelung und verfügt über ein Faserschmiersystem, welche das Kabel während der Installation über DropDrive™ gleichmäßig umhüllt.

Der REVOLink3 ist in Konfigurationen mit 2, 4 oder 6 Fasern erhältlich, wobei die Entwicklung für eine höhere Faseranzahl bereits geplant ist. Das REVOLink3-Anschlusskabel ist auch in einer vorkonfektionierten Version erhältlich, dem QWKREVOLink3, das vormontiert und gründlich getestet wird. Diese gebrauchsfertige Lösung vereinfacht den Installationsprozess und ermöglicht eine sofortige Bereitstellung ohne komplexes Spleißen, wodurch sowohl Zeit als auch Kosten eingespart werden.

 

Emtelle fasst die Hauptvorteile von REVOLink3 für die Branche wie folgt zusammen:

  1. Flexibilität in der Anwendung: Der REVOLink3 übertrifft herkömmliche Kabel beim Blasen, Ziehen und Schieben und bietet eine beispiellose Anpassungsfähigkeit an verschiedene Betriebsanforderungen.

  2. Reduzierung der Qualifikationsanforderungen: Der REVOLink3 vereinfacht den Installationsprozess und ermöglicht so einer größeren Zahl von Installateuren die effiziente Durchführung von FTTx-Anschlüssen.

  3. Kosteneffizienz: Durch die Reduzierung der für die Installation erforderlichen Ausrüstung und Fachkenntnisse werden die Gesamtkosten für die Verbindung von Teilnehmern deutlich gesenkt.

 

Commscope präsentiert HomeVantage

Auf dem Messestand konnten sich Besucher ein umfassendes Bild über CommScopes Breitband-Portfolio machen und unter anderem Informationen zu folgenden aktuellen Themen erhalten:

  • FTTH: Diese PON-Technologieneuheiten erhöhen die Netzwerkgeschwindigkeit in Deutschen Wohnhäusern.

  • 10G: Wie man mit der Einführung von DOCSIS 4.0 die nächste Stufe in HFC-Netzen erreicht.

  • Streaming & OTT: “Manifest Manipulation” bereitet Netzwerke auf Next-Gen-Streaming Erlebnisse vor.

  • Netzwerklösungen für den Außenbereich: Optimierte Bereitstellung von Glasfaser- und Stromversorgungsinfrastrukturen für ein flexibleres Netz.

Bei einem Standrundgang mit Rudy Musschebroeck, Senior Director Strategy und Marketing beeindruckte mich insbesondere die Vielfalt von Konnektivitätslösungen für FTTx-Hauptverteiler. Ein Hauptelement bildet hier der ODF (optical distribution frame), wo tausende von Glasfasern übersichtlich terminiert und gemanagt werden. Dafür bietet Commscope die beiden Topologien Cross-Connect und Inter-Connect an. Für die Auswahl der am besten geeigneten Topologie für ein bestimmtes Projekt wird als Hilfestellung der FTTH ePlanner angeboten. Die jeweils erforderlichen Patchkabel werden ebenfalls offeriert. Der ePlanner dient auch als Entscheidungshilfe bei der Frage ob eine zentrale oder verteilte Splitterstrategie zum Einsatz kommen soll.

Für das Heimnetzwerk wurde die neue Produktlinie HomeVantage mit Glasfasergateways und ONUs vorgestellt. Mit den Gateways können Service Provider auf einer Plattform alle Dienste wie VoIP, Daten, Internet und Video mit voller GPON-Geschwindigkeit bis 2,5 Gbit/s bereitstellen. Drei Modelle wurden gezeigt:

  • HomeVantage NVG578M1 GPON Fiber Gateway mit Dual-Band Wi-Fi 6

  • HomeVantage NVG578M2 GPON Fiber Gateway mit Dual-Band Wi-Fi 6, mit erweitertem Wi-Fi

  • HomeVantage NVG568M2 Ethernet Gateway mit Dual-Band Wi-Fi 6, für den Einsatz mit separaten ONU/ONT.

Mit den XGS-PON passiven ONUs können symmetrische Bandbreiten bis 10 Gbit/s angeboten werden. Dafür wurden zwei Modelle gezeigt:

  • HomeVantage N670 XGS-PON Glasfaser Indoor ONU

  • HomeVantage N675 XGS-PON Glasfaser Indoor ONU mit Sprache.

 

VIAVI kooperiert mit Rohde & Schwarz bei Open RAN

VIAVI und Rohde & Schwarz haben ihre Partnerschaft für den Bereich Testlösungen im drahtlosen Labor erweitert. Konkret geht es um kritische Anforderungen basierend auf den neuen Open-RAN Spezifikationen von 3GPP. O-RAN wurde zwischenzeitlich zum Mainstream bei der Netzwerkinfrastruktur für Mobilfunknetze. O-RAN radio units (O-RU) konsumieren den Großteil der Energie im 5G Zugangsnetz. Deshalb priorisieren die Service Provider für diese Komponenten die Energieeffizienz. VIAVI und Rohde & Schwarz haben nun eine vollautomatische Testumgebung entwickelt, um die O-RU Energieeffizienz zu verifizieren. Die Testumgebung besteht aus dem R&S RTO6 Oszilloskop, R&S NGP800 Netzteil und dem VIAVI. Der TM500 O-RU Tester emuliert das Testobjekt, synchronisiert und konfiguriert die O-RU und stellt mehrere Testskripts zur Verfügung, um die O-RO Energieeffizienz unter verschiedenen Lastbereichen zu verifizieren. Die VIAVI O-RU Test Manager Applikation ermöglicht eine nahtlose Benutzererfahrung in solch einer Testumgebung.

Die Testlösung wurde bereits im April erfolgreich eingesetzt, als Rohde & Schwarz und VIAVI das europäische Open Testing and Integration Centre (OTIC) in Berlin bei der O-RAN-Konformitätszertifizierung unterstützten. Das OTIC in Berlin, das sich auf dem Innovationscampus der Deutschen Telekom befindet und vom i14y Lab betrieben wird, bietet hochwertige und umfassende Tests für O-RAN-basierte Produkte und Lösungen sowie Validierungs- und Integrationsdienste für Anbieter von O-RAN-Netzwerktechnik an. Bei der ersten erfolgreichen Zertifizierung einer O-RU gemäß O-RAN ALLIANCE im Rahmen des O-RAN Certification and Badging Program hat das i14y Lab die integrierte Lösung für O-RU-Konformitätstests von Rohde & Schwarz und VIAVI eingesetzt. Die Zertifizierung einer Innenraum-O-RU der LPRU-Serie von VVDN Technologies wurde gemäß den von der O-RAN ALLIANCE festgelegten Prozessen und Verfahren durchgeführt. Es handelt sich damit um die erste Zertifizierung, die von einem europäischen Testlabor übernommen wurde.

 

Deutsche Glasfaser mit neuem Netzkonzept 4.0

Mit dem Netzkonzept 4.0 setzt die Deutsche Glasfaser als Innovationstreiber in der deutschen Telekommunikationsbranche als erstes Unternehmen auf die Verbindung modernster Hardware-Komponenten und zukunftsweisender Prozesstechnik. „Schnell zu bauende, energieeffiziente Netze müssen unser gemeinsames Ziel im Glasfaserausbau sein“, so Pascal Koster, COO von Deutsche Glasfaser. „Unser neues Netzkonzept reduziert den Stromverbrauch je Kunde im Netz auf ein Drittel zu herkömmlichen Glasfasernetzen. Die wiederum nur 20 % des Energiebedarfes von Kupfernetzen haben.“ Die Stromeinsparungen resultieren unter anderem aus einer Konzentration der aktiven Technik sowie modernster, hitzeunempfindlicher Hardwarekomponenten, die nicht klimatisiert werden müssen. „Ein Riesenbeitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Infrastruktur, der flankiert wird durch den Einsatz ressourcenschonender minimalinvasiver Bauverfahren – wie der Fräse oder der Erdrakete.“

„Und dies zum Nutzen der Kunden“, erklärt Christian Duer, CRO von Deutsche Glasfaser. „Denn durch das neue Netzkonzept können wir noch besser die ressourcenschonende DIN 18220 im Bau nutzen, sind damit schneller und die Anwohner werden weniger belastet.“ Die DIN 18220, maßgeblich auch von Deutsche Glasfaser vorangetrieben, stellt allgemeine Grundsätze für den Einsatz von Trenching- und Fräsverfahren, die insbesondere im innerörtlichen Bereich die Arbeiten deutlich vereinfachen und beschleunigen. „Im neuen Netzkonzept von Deutsche Glasfaser können die Hauptverteiler zudem am Ortsrand platziert werden und es muss kein Spielplatz oder Freifläche im Ort zweckentfremdet werden.“

Die Technikkomponenten, die in den zentralen Standpunkten  verbaut werden, sind neben der Energieeffizienz auch deutlich kleiner und benötigen weniger Platz. „Mit dem neuen Netzkonzept reduzieren wir die erforderliche Stellfläche für technische Standorte je Kunde um rund 90 %“, erläutert Christian Würth, Projektverantwortlicher bei Deutsche Glasfaser. „Die Hauptstandorte werden erheblich kleiner, Teile der Netzinfrastruktur verlegen wir in Schächte unter den Gehweg und nicht zuletzt benötigen wir erheblich weniger Standorte." Gerade im ländlichen Raum mit gepflegten Ortsbildern ist dies ein wichtiges Argument für die Akzeptanz der neuen Infrastruktur.

Das Design und die Netzwerkkomponenten stammen von Nokia. Nokia liefert dazu eine umfassende Palette von Festnetz- und IP-Netzwerkprodukten einschließlich der nächsten Generation von PON-Glasfaserlösungen. Damit können GPON, XGS-PON and 25G PON auf einer einzigen Glasfaser gleichzeitig transportiert werden. Ergänzend werden auch Broadband Network Gateways (BNG) geliefert. Koster bestätigt: „Nokia ist für uns ein strategisch wichtiger Partner und liefert uns zukunftssichere und sehr zuverlässige Technologie sowie Dienste. Die 10 Gbit/s XGS-PON Zugangstechnologie wird seit April als Standard implementiert.“

 

Huawei setzt auf FTTR

Ist die Glasfaser schon mal im Haus (FTTB) oder noch besser bereits in der Wohnung (FTTH), dann entsteht sehr schnell der Wunsch die hohen Datenraten auch bis in die einzelnen Zimmer per Glasfaser weiterzuleiten. Huawei zeigte dafür eine Lösung, die ultraschnelle Heimnetzwerke ermöglicht und nennt sie Fiber to the Room (FTTR). Mit Geschwindigkeiten bis zu 10 Gbit/s und einer Latenz von nur 10 Millisekunden ist dies wohl das schnellste Internet für Zuhause.

Die Produktlinie umfasst Router iFTTR OptiXstar F50 mit Datenraten bis zu 10 Gbit/s, flexible selbstklebende transparente Glasfasern und Smart-Home-Produkte für Beleuchtung und andere Bereiche. Das im Router integrierte WLAN ermöglicht Wi-Fi 7 Netzwerke mit Datenraten bis zu 3 Gbit/s. Huawei fasst die Eigenschaften der Produktlinie treffend zusammen: „Building an All-Optical Network for Ubiquitous 10G.“ Als Wermutstropfen sei hier vermerkt, dass diese Produkte ausschließlich an Netzbetreiber geliefert werden und auch in Deutschland nicht im Handel angeboten werden.

Bereits 2020 hat Huawei die flexible Glasfaser im transparenten Coating für den Heimbedarf auf den Markt gebracht. Die Glasfaser kommt von der Rolle und wird einfach an die Wand geklebt. Seitdem haben mehr als 25 Netzbetreiber weltweit kommerzielle FTTR-Pakete eingeführt und damit mehr als 14 Millionen Nutzer versorgt. Die Zahlen globaler Betreiber zeigen, dass FTTR den ARPU (Average Revenue Per User) um 30 %, die Wi-Fi-Leistung um 60 % und die Benutzerzufriedenheit sogar um 100 % steigern kann. Die selbstklebende transparente Glasfaserlösung erfordert kein professionelles Werkzeug und lässt sich schnell wie Klebeband anbringen. Sie reduziert die Installationszeit pro Access Point von 30 auf 15 Minuten. Darüber hinaus wird die Selbstinstallation durch die Nutzer unterstützt, was den Betreibern hilft, die Installations- und Wartungskosten für FTTR zu senken. Huawei Deutschland hatte mit flexibler transparenter Glasfaser in einem Mehrfamilienhaus in Düsseldorf in zweieinhalb Stunden die Innenverkabelung vom Keller zu den Wohnungen bewerkstelligt. In Europa konnte Huawei bereits Netzbetreiber in Portugal und Frankreich für die innovative FTTR-Produktlinie gewinnen. Bei all diesen überzeugenden Eigenschaften stellt sich natürlich die Frage: Welcher Netzbetreiber hier in Deutschland wird als erster die FTTR-Produkte anbieten?

Huawei bietet seine Glasfaserlösungen nicht nur im privaten Umfeld an. Gestützt auf die Schlüsseltechnologien XGS-PON Pro und Wi-Fi 7 realisiert das Fiber-to-the-Office (FTTO)-2.0-Konzept Lösungen für Campus-Netzwerke mit folgenden Datenraten: 12,5 und 25 Gbit/s für Räume, 2,5 und 10 Gbit/s für Access Points und 2,5 Gbit/s für Desktops. Basierend auf der branchenweit ersten XGS-PON-Pro-Technologie wird die Bandbreite eines einzelnen PON-Ports auf 12,5 Gbit/s erhöht, eine Steigerung um 25 % im Vergleich zu 10 Gbit/s des herkömmlichen XGS-PON. PON-Trunk-Ports können zudem auch gebündelt werden, um so die 25 Gbit/s in die Räume zu erreichen.

 

Vetter kündigt neue Produkte an

Bisher war eine zuverlässige Qualitätskontrolle vor dem Einblasen des Glasfaserkabels nicht möglich. Fehler oder Probleme mit den Subducts wurden oftmals zu spät erkannt. Der Mikrosender SKS 03 - das Ergebnis umfangreicher Forschung und Entwicklung in enger Zusammenarbeit zwischen Vetter und Vesala – soll hier Abhilfe schaffen. Mit dem Mikrosender SKS 03 wird eine fehlerfreie und effiziente Installation bis ins Haus und damit eine raschere Implementierung von Glasfaseranschlüssen ermöglicht.

Der Mikrosender SKS 03 ist die optimale Lösung für Subducts mit einem Innendurchmesser von 4,0 mm. Somit kann der SKS 03 für Hausanschlüsse mit 7x1,5 mm Rohren eingesetzt werden – eine bisher unerreichte technische Lösung, die neue und effiziente Möglichkeiten eröffnet. Zum Kalibrieren reichen max. 4 bar Druck aus. Dies konnte der Mikrosender auf einer Strecke von 1250 m Länge unter Beweis stellen. Das sind seine wichtigsten Eigenschaften:

  • Sendetiefe: 2 m 

  •  Sendedauer: 6 h 

  • Durchmesser/Länge Sender: 2,8 mm / 61,5 mm

  • Länge Sender inkl. Kaliber: 114 mm 

  • Kalibergröße: 3,2 mm

Der Mikrosender darf nur in Verbindung mit der Auffangvorrichtung SC39 eingesetzt werden. Diese ebenfalls neu entwickelte Auffangvorrichtung verhindert, dass der Mikrosender beschädigt oder zerstört wird. Der Mikrosender läuft in die Auffangvorrichtung ein und wird in der Kreisführung aufgefangen, bis dieser zum Stillstand kommt.

Gezeigt wurde auch der neue OptiJet Reporting, ein leistungsfähiges, intelligentes und zukunftsweisendes Einblassystem, welches neue Maßstäbe beim Einblasen von Glasfaser-Mikro- und Minikabeln, sowie Bündelfasern setzt. Es können Kabeldurchmesser von 1,5 bis 8,0 mm in Rohr-Außendurchmesser von 5 bis 16 mm, mit einer Schubkraft von maximal 150 N eingeblasen werden. Der OptiJet Reporting garantiert eine hohe Verlegequalität, unterstützt den Bediener optimal bei der Arbeit und erfordert weniger Erfahrung. Das neue Riemenantriebssystem ermöglicht es die Kraft auf das Kabel gleichmäßig zu übertragen und garantiert einen optimalen Kabelschutz. Eine absolute Innovation ist die automatische Durchführung des Crash-Tests. Der OptiJet Reporting assistiert den Bediener hierbei maximal und macht den Crash-Test zur einfachen und schnellen Routine. Neu ist auch das drahtlose, robuste Industrie-Tablet (IP68) mit intuitiver Benutzeroberfläche. Angekündigt wurde ein neues Einblassystem OptiJet Automatic mit der Erweiterung um Software zur Assistenz bei der Verlegung und automatischen Luftdruckansteuerung.

 

Kooperation und Open Access als Schlüssel zum Erfolg

Die Deutsche Telekom, bisher Verteidiger des ins Alter gekommenen Kupfernetzes bekennt sich heute auch zur Glasfaser, verbaut künftig nur mehr diese Infrastruktur, ist offen für Kooperationen und propagiert Open Access als Bitstream-Access (BSA), allerdings zu eigenen Konditionen. Bis Ende 2024 sollen so mehr als 10 Mio. FTTH-Anschlüsse bestehen. Die Ausbaustrategie der Telekom stützt sich auf die folgenden drei Säulen:

  • Eigenfinanzierter Ausbau

  • Geförderter Ausbau 

  • Ausbau in Kooperationen.

Die bundesweit erste Kooperation der Telekom wurde bereits 2021 in Filderstadt mit den Filderstadtwerken geschlossen, mit dem Ziel bis 2030 rund 25.000 Haushalte mit Gigabitanschlüssen zu versorgen. Heute bestehen bereits mehr als 20 Kooperationen im Bereich Glasfaserinfrastruktur. Darunter sind auch zwei Joint Ventures: Glasfaser Nordwest und GlasfaserPlus. Neu sind auch zwei Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft. Mit dem Verband der Immobilienverwalter Deutschland e.V. (VDIV) soll der Ausbau von Glasfasernetzen insbesondere in Gebäuden mit Eigentumswohnungen gestärkt und der durchgängige Glasfaseranschluss FTTH als Standard für die digitale Grundversorgung für mehr als acht Mio. Wohnungen etabliert werden. Mit dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) wurden in einem Positionspapier Musterregelungen für die Wohnungsunternehmen erstellt. Demzufolge bietet die Telekom für Mitgliedsunternehmen in ihren Ausbaugebieten, den Vollausbau und den Betrieb von Glasfasernetzen bis in die Wohnung (FTTH) kostenlos an.

Aber auch andere Netzbetreiber kooperieren bei der Glasfaser. Im Rahmen der ANGA COM wurde eine Vereinbarung zwischen Plusnet und Deutsche GigaNetz bekannt. Plusnet erhält dadurch Zugriff auf die rund 500.000 vermarktbaren Glasfaseranschlüsse in mittlerweile elf Bundesländern der Deutschen GigaNetz für das eigene Geschäftskundenportfolio. In erschlossenen Gebieten können Geschäftskunden künftig die Produkte und Services von Plusnet nutzen – in den Bereichen Internet-Access, Cloud-Telefonie und Standortvernetzung. Durch die Kooperationen mit der Deutschen GigaNetz sowie bereits getroffenen Vereinbarungen mit anderen Infrastrukturpartnern wie etwa der Deutschen Telekom, Eurofiber oder Glasfaser Nordwest, hat Plusnet die Basis für ihre eigene Glasfaser-Netzplattform gelegt: Über seine Netbridge plant das Kölner Unternehmen künftig, Glasfasernetze unterschiedlicher Anbieter bundesweit zu einem virtuellen Netz zusammenzuführen und via Open Access für alle Marktteilnehmer zu öffnen: Ein wichtiger Hebel, um in der zersplitterten Glasfaserlandschaft in Deutschland – mit aktuell rund 170 Netzbetreibern – lokalen Wettbewerb und nachhaltiges Wirtschaften durch effiziente Netzauslastung zu ermöglichen.

 

Am Vortag der ANGA COM wurde die Unterzeichnung eines Memorandums of Understanding bekanntgegeben: Die Deutsche GigaNetz, DNS:NET, Eurofiber Netz und Infrafibre Germany mit den Gesellschaften LEONET und BBV Deutschland bilden demnach eine neue Open Access Allianz. Die Vereinbarung sieht die Vermarktung von Internet- und Telefondiensten mit Gigabit-Geschwindigkeit im Glasfasernetz der jeweiligen Partner vor. Die neue Open Access Allianz setzt damit ein starkes Zeichen für die Förderung des Open Access-Modells und konsensfähige Branchenstandards. Die Forcierung und Etablierung eines freien gegenseitigen Zugangs sind essenziell, um den dringend erforderlichen schnellen und flächendeckenden Ausbau gezielt und wirtschaftlich sinnvoll voranzutreiben. Gleichzeitig geht es darum, die Auslastung von Glasfasernetzen zu erhöhen, die Wirtschaftlichkeit von Investitionen zu verbessern und somit den Übergang von Kupfer auf Glas zu erleichtern. Technischer Hintergrund: Die Open Access Allianz hat vereinbart, die technische Realisierung über den marktweiten Layer-2-Bitromzugang darzustellen. Als gegenseitige Schnittstelle soll die etablierte S/PRI-Schnittstelle genutzt werden. Eine Standardisierung von Prozessen und Produktspezifikationen streben die Mitglieder der Allianz ebenfalls an.

 

Die nächste ANGA COM wird vom 3. bis 5. Juni 2025 in Köln stattfinden.