Kafka´s Messetagebuch - HANNOVER MESSE 2022, Teil 1/4

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Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München.

 

Nach für Messezyklen langer Zeit konnte die Industriemesse in Hannover wieder als Präsenzveranstaltung Ende Mai/Anfang Juni an vier Tagen stattfinden. Obwohl sie einige Themen wie 5G und IoT der eingestellten ITK-Messe CeBIT übernommen hat, waren dieses Mal lediglich 10 der insgesamt 27 Messehallen gefüllt. Gemäß dem diesjährigen Motto “Let’s create the industry of tomorrow” lag der Fokus auf den Themen Automatisierung und Industrie 4.0, digitale Plattformen, Energiewende, Klimawandel und 5G Smart Venue. Als Partnerland fungierte Portugal. Begleitet wurde die Messe durch ein umfangreiches Rahmen- und Kongressprogramm. Und traditionell wurden eine Reihe von Auszeichnungen verliehen.

„Das Comeback der HANNOVER MESSE kam genau zur richtigen Zeit“, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG. „Angesichts von unterbrochenen Lieferketten, steigenden Energiepreisen, Inflation und Klimawandel war es umso wichtiger, sich nach zwei Jahren Pandemie wieder persönlich in den Messehallen zu treffen, Technologietrends zu erleben und den Blick nach vorn zu richten. Nach vier Messetagen senden Industrie, Politik und Wissenschaft ein deutliches Signal aus Hannover: Pandemie und Krieg dürfen und werden die industrielle Transformation nicht einbremsen – im Gegenteil, wir brauchen noch mehr Tempo bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit.“

Rund 75.000 Besucher konnten sich bei den 2.500 Ausstellern über aktuelle Entwicklungen informieren. Weitere 15.000 registrierte Teilnehmer waren digital an der Veranstaltung beteiligt. Sie verfolgten das Konferenzprogramm, informierten sich in den digitalen Produktpräsentationen und führten Gespräche via Chat oder Video-Call. Ebenso wie die Garderobe im Pressezentrum war das Café – beliebter Treffpunkt für Journalisten – geschlossen. Aber es gab als Ersatz kostenlosen Kaffee und gekühlte Getränke – übrigens für jeden, der hier vorbeiging. Im Obergeschoss gab es wie immer Arbeitsplätze, aber diesmal ohne bereitgestellte Computer. Auch die Aussteller waren sparsam: Die Fächer für Presseinformationen blieben leer. Geschlossen waren auch die meisten Restaurants in den Hallen, weshalb sich vor den wenigen Kiosken in der Mittagszeit lange Schlangen hungriger Besucher bildeten.

Gut gedacht aber schlecht gemacht waren die Sonderbusse für VIPs und Presse. Es war am Mittwoch genau um 12:15, nachdem ich in Halle 2 die dort ausstellenden Startups besucht habe und danach wieder ins CC zurückkehren wollte. Weil es just zu diesem Zeitpunkt zu regnen begann, beschloss ich ausnahmsweise den Shuttle zu benutzen. Am Eingang Nord 1 stand ja einer, dem ich zuwinkte, aber der Fahrer fuhr ohne mich los. Ein zweiter Shuttle fuhr vorbei – ohne zu halten. Nach einer halben Stunde stand ich also immer noch vor der Shuttle-Haltestelle und weil inzwischen wieder die Sonne schien, habe ich mich zu Fuß auf den Weg ins CC gemacht.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden eine Reihe von Auszeichnungen verliehen. Dr. Kamila Flidr wurde im Rahmen der WomenPower zur Engineer Powerwoman gekürt. Den Preis überreichte die Vorsitzende der Jury, Prof. Barbara Schwarze, Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit, Bielefeld: „Wir zeichnen mit Dr. Flidr eine MINT-Expertin aus, die zeigt, welche hervorragenden Leistungen Frauen in technischen Unternehmen erbringen“.

Erstmalig wurde der H2Eco Award gemeinsam vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) e.V. und der Deutschen Messe AG verliehen. Der Gewinner heißt ENGINIUS GmbH, ein Unternehmen der FAUN Gruppe. Das Unternehmen setzt auf Wasserstoffantrieb und will einen erheblichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Den HERMES AWARD 2022 gewann Sumitomo Cyclo Drive Germany für TUAKA, ein komplett integrierter Antrieb für Roboteranwendungen und Automatisierungstechnik. Den HERMES Startup AWARD 2022 erhielt ein junges Unternehmen für die Entwicklung einer magnetischen Identifikationslösung, die von MIP Technology aus Hannover entwickelt wurde. Weil Startups eine wichtige Rolle für das Wirtschaftswachstum spielen und Innovationen in der Industrie vorantreiben bot die Messe in Halle 2 eine Plattform für 150 junge Unternehmen, die Produkte, Technologien und Anwendungen für zahlreiche Industriebranchen zeigten.

Wirtschaftsminister Robert Habeck fasste nach seinem Rundgang am Messedienstag die Veranstaltung treffend zusammen: „Mit den Technologien, die auf der Messe gezeigt werden, können wir auf jede der aktuellen Krisen eine Antwort geben. Was wir hier auf der Messe sehen, ist die Spiegelung der großen Probleme unserer Zeit mit konkreten Antworten. Das ist faszinierend!“

 

O2 Telefónica zeigt Lösungen für Industrie 4.0

Es gibt wenig Dinge, die ich so gar nicht mag: Das Haus ohne Frühstück zu verlassen ist eines davon. Warum erwähne ich das hier? O2 Telefónica hat am ersten Messetag schon um 7:30 Uhr zum Pressefrühstück auf dem Messegelände eingeladen. Die Einladung habe ich gerne angenommen und so musste ich mein Messequartier unverpflegt verlassen, weil es dort Frühstück auch erst ab 7:30 gab. Mein Verzicht wurde nicht nur mit einem ausgiebigen Frühstück vor Ort, sondern auch mit interessanten Informationen belohnt.

O2 Telefónica präsentierte zusammen mit Technologiepartnern ein breites Spektrum seiner Vernetzungslösungen und innovativen digitalen Dienste für die Industrie. Mit 5G, 5G-Campus-Netzen, IoT-Konnektivität, Cyber-Security und SD-WAN werden Unternehmen dabei unterstützt, ihre Fertigungs- und Produktionsbereiche zu digitalisieren und ihre Transformation zu beschleunigen.

„Als global agierendes Telekommunikationsunternehmen bieten wir Geschäftskund:innen die passende Konnektivität zur weltweiten Vernetzung. Mit unseren Technologielösungen sind wir der Enabler von Industrie 4.0 und ermöglichen Unternehmen, ihre Digitalisierungsprojekte voranzutreiben. Auf der Hannover Messe zeigen wir interessierten Unternehmen die Vielfalt der Vernetzungs- und Konnektivitäts-Möglichkeiten gemeinsam mit unseren Partner:innen“, erläutert Karsten Pradel, Director B2B bei O2Telefónica, die Teilnahme an der HANNOVER MESSE 2022.

Den Fokus bilden 5G-Campusnetze in der Praxis. Auf dem Messestand wurde zusammen mit dem Technologiepartner Ericsson ein integrales 5G-Campusnetz gezeigt, so wie es bereits bei dem öffentlichen IT-Dienstleister Dataport in Hamburg eingesetzt wird. Dieses 5G-Campusnetz enthält ein Kernnetz, eine Nutzerverwaltung und ein Funknetz – und zwar rein zur privaten Nutzung durch den Kunden, vollständig getrennt vom öffentlichen Netz.

Für Dataport wirkt das 5G-Standalone Campusnetz wie ein Digitalisierungsturbo. Mit dem 5G-Labor startet das Unternehmen mit der Technologie-Erprobung von 5G als breitbandige, kabellose Vernetzungstechnologie für große Datenmengen. Dataport erwartet dadurch einen Schub für Effizienz und Innovationen im Bereich der Vernetzung öffentlicher Verwaltungen und Smart Cities. Dataport stellt sein Labor interessierten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung, um dort mit 5G Erfahrungen zu sammeln. „In Hamburg haben wir mit unserem Technologiepartner Ericsson ein 5G-Campusnetz aufgebaut, in dem Dataport die praktische Nutzanwendung der Übertragungstechnik für die öffentliche Verwaltung testen kann“, erläutert Karsten Pradel, Director B2B von O2 Telefónica das Projekt. „Ich bin davon überzeugt, dass Dataport mit dem 5G-Labor sehr schnell viele neue Anwendungen entwickeln wird, von denen die öffentliche Hand profitiert.“

Dataport und O2 Telefónica haben für die Errichtung und den Betrieb des 5G-Labors von Dataport ein Kooperationspaket vereinbart, in dem O2 Telefónica Dataport zusätzlich durch intensives Engineering Consulting unterstützt. Damit wird es dem Unternehmen möglich, sowohl eigene Anwendungen zu entwickeln als auch Knowhow im Hinblick auf Betrieb und Nutzung des 5G-Netzes aufzubauen. Andreas Reichel, Vorstand Technik Dataport bestätigt das Ziel des 5G-Labors: „Unser 5G-Labor stellt für die Hamburger öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen eine Entwicklungsumgebung zur Verfügung, in der 5G-Anwendungen und Lösungen geplant, erprobt und optimiert werden können.“ Das 5G-Labor von Dataport bietet eine sichere, geschlossene Forschungs- und Entwicklungsumgebung, in der keine Daten das Gelände von Dataport oder das an das 5G-Campusnetz angeschlossene Verwaltungs-IT-Netz verlassen.

Das 5G-Labor von Dataport verfügt über eine Netzabdeckung sowohl in den abgeschlossenen Laborräumlichkeiten als auch auf einer Freifläche. Mit dieser topographischen Ausgestaltung des 5G-Campusnetzes ist es möglich, Innen- und Außenanwendungen unter Realbedingungen zu testen. Es ist zudem für die Erweiterung auf andere Standorte aufgestellt, wie z.B. von Schulen, Rathäusern oder Behörden mit Liegenschaften in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Sachsen-Anhalt. In einem ersten Test erprobt Dataport einen 5G-Anschluss mit hoher Datenrate an das Landesnetz unter dem Arbeitstitel: virtueller Landesnetzanschluss, vLNA. Mit dem Projekt soll insbesondere erarbeitet werden, inwieweit sich mit 5G-Technik ein schnellerer und bautechnisch kostengünstigerer Zugang von neuen oder wachsenden öffentlichen Liegenschaften, z.B. von Schulen, Rathäusern oder Behörden, an das Landesnetz realisieren lässt. Das ist insbesondere an den Orten von Relevanz, an denen keine Glasfaserleitungen zur Verfügung stehen.

Zusammen mit weiteren Partnern präsentierte O2 Telefónica konkrete digitale Dienste und Anwendungsbeispiele im industriellen 5G-Kontext: Eine autonome Inspektionsdrohne, eine Datenbrille für Servicemitarbeiter und ein vernetzter Handschrauber für die industrielle Fertigung. Gemeinsam mit Unmanned Life und CGI wurde ferner gezeigt, welche digitalen Dienste sich in einer vernetzten Industrie 4.0 Infrastruktur realisieren lassen, um beispielsweise Intralogistikprozesse sicherer zu machen oder den Technikereinsatz mittels Remote Maintenance zu verbessern. Mit dem Partner Alias Robotics wurde eine Sicherheitssoftware für mobile Roboter vorgestellt. Und mit der mehrfach prämierten Kite IoT-Managementplattform können Geschäftskunden die Vernetzung von IoT-Sensorik, Geräten, Maschinen und Anlangen komfortabel selbst administrieren.

Die nächste HANNOVER MESSE wird vom 17. bis 21. April 2023 ausgerichtet.

 

Dieser Beitrag erscheint in der Reihe: "BEL2 nachgefragt!". Lesen Sie HIER die weiteren Artikel von Gerhard Kafka!

 

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