Kafka´s Messetagebuch - FTTH Konferenz 2022, Teil 1/4

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Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München.

 

FTTH Konferenz 2022

Zweimal musste die ursprünglich in Berlin geplante FTTH Konferenz des FTTH Council Europe verschoben werden und konnte nun Ende Mai als Präsenzveranstaltung an drei Tagen in Wien stattfinden. Der traditionelle Treffpunkt für Hersteller, Planer, Ausbaufirmen und Netzbetreiber lockte rund 3.200 Besucher und 120 Aussteller in eine der lebenswertesten Städte dieser Welt. Der erste Tag war 20 Workshops gewidmet und das Konferenzprogramm an den beiden folgenden Tagen setzte sich aus sechs Keynotes und 19 Panels zusammen, die sich auf drei Bereiche fokussierten: FTTH Märkte, Politik und Finanzierung sowie Technologie.

Einen ersten Höhepunkt bildeten die beiden Keynotes von Yurii Kurmaz, CEO at JSC Ukrtelecom und Andrii Nabok, Head of Fixed Broadband Unit at the Ministry of Digital Transformation of Ukraine, die ausführlich über die aktuelle Situation der Kommunikationsinfrastruktur in der Ukraine berichteten. Weitere Keynotes hielten Roberto Viola, Generaldirektor DG Connect der Europäischen Kommission, Annemarie Sipkes, BEREC Chair 2022, Florian Tursky, Austrian Vize-Minister für Digitalisierung und Rupert Wood, Research Director bei Analysys Mason. Zweiter Höhepunkt war die Vergabe der FTTH Awards 2022 durch den amtierenden Präsidenten des FTT Councils Europe Eric Festraets. Insgesamt wurden drei Auszeichnungen Verliehen:

  • FTTH Individual Award an Jacek Wiśniewski, CEO of NEXERA, ein polnischer Infrastrukturbetreiber eines Zugangsnetzwerks der nächsten Generation in 14 Gebieten Zentral- und Nordost-Polens.
  • FTTH Operator Award an CityFibre, ein Glasfaser-Netzbetreiber in UK, den Greg Mesch, CEO of CityFibre entgegennahm. 
  • Charles Kao Award an Alex Goldblum, CEO of Eurofiber, für seine lebenslangen Verdienste im Bereich der Glasfaser-Konnektivität. Eurofiber betreibt eine Glasfaser-Infrastruktur in Benelux und Frankreich.

Bemerkenswert ist das Engagement von atene KOM als Premiumpartner, und das bereits zum dritten Mal. Tim Brauckmüller, Geschäftsführer atene KOM GmbH begründet diese Aktivität: „Wir organisieren bereits zum achten Mal gemeinsam mit dem FTTH Council Europe den Governmental-Day-Workshop. Den FTTH Kongress möchten wir dazu nützen, um unsere schon bestehenden Auslandsaktivitäten in Belgien und der Ukraine zu erweitern.“

Im Vergleich mit früheren Veranstaltungen des FTTH Councils Europe hat sich leider der Pressebereich spürbar verändert. Der Arbeitsraum für Journalisten war in die Speaker Lounge integriert, wo ich an allen drei Tagen keinen einzigen Kollegen getroffen habe. Sogar der Pressesprecher des Veranstalters Michele Nardi war nicht vor Ort. Deshalb auch keine Pressekonferenzen und -informationen. Auch viele Aussteller waren auf den Besuch von Journalisten nicht vorbereitet. Es war halt eine Fachveranstaltung für einschlägige Experten.

Governmental Workshop

Der schon traditionell zum FTTH Kongress zählende behördenorientierte Workshop wurde von atene KOM organisiert und diesmal von Tony Shortall, Director, Telage moderiert. Richtungsweisend in diesem Bereich ist die Position der Europäischen Kommission. Diese wurde ausführlich von Gerasimos Sofianatos, Deputy-Head of Unit B5 “Investment in High-Capacity Networks”, DG CONNECT (Communications Networks, Content and Technology) erläutert. Konnektivität stehe dabei im Zentrum der politischen Agenda der EU. Sofianatos zitierte seine Präsidentin Ursula von der Leyen: „In einer beispiellosen Art und Weise werden wir in 5G und Glasfaser investieren.“ Die Langzeitvision der digitalen Konnektivität sieht hier insbesondere im ländlichen Raum die komplette Abdeckung mit Gigabit und 5G vor. In 2021 lag dieselbe lediglich bei 33,3 %. Um die Vorgabe zu erreichen stehen folgende Schlüsselinstrumente bereit:

  • Smarte Vorgaben bei der Regulierung
  • Reduktion der Kosten für die Bereitstellung von Netzwerken mit sehr hoher Geschwindigkeit
  • Staatlich geförderte Investitionen in Infrastruktur und
  • Teilen von Wissen um solche Investitionen zu implementieren, z.B. mit Hilfe nationaler und regionaler Breitband-Kompetenzzentren.

Für 19 ausgewählte Mitgliedsländer stehen insgesamt mehr als 13 Mrd. EUR zur Verfügung, die insbesondere in grenzüberschreitende Projekte wie Mikroelektronik, Cloud, 5G Korridore und Unterseekabel mit sehr hoher Kapazität sowie diverse 5G Projekte fließen sollen. Die 5G Korridore sollen eine unterbrechungsfreie verbundene und automatisierte Mobilität ermöglichen.

Viktor Milosevic, Mitarbeiter im Amt der Steiermärkischen Landesregierung, zeigte am Beispiel des Breitbandprojektes Sankt Nikolai im Sausal, wie koordinierte Ausbaustrategie zum Erfolg führt. Das österreichische Bundesland Steiermark hat mit sbidi (Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft) wie viele andere Bundesländer die Voraussetzung für den optimalen Glasfaserausbau gemäß der österreichischen Breitbandstrategie 2030 geschaffen. Deren Ziel lautet: Bis 2030 ist Österreich flächendeckend mit symmetrischen gigabitfähigen Zugangsnetzen auf der Basis eines engmaschigen Glasfasernetzes versorgt.

Mit einem Breitband-Quiz lockerte Darijus Valiucko, Senior Project Manager bei atene KOM den Workshop auf. U.a. wollte er wissen, welches EU-Land die höchste FTTP-Abdeckung aufweist. Mit knapp 90 % führt Lettland die Statistik an. Deutschland liegt mit rund 15 % an vorletzter Stelle. Schließlich verwiesen Alanus von Radecki, CEO of DKSR (Daten-Kompetenz für Städte und Regionen) und Peyman Khodabakhsh, Head of Smart Regions, atene KOM auf die große Bedeutung der Glasfaser für Smart Cities.

Die FTTH Konferenz 2023 soll vom 18. bis 20. April in Madrid stattfinden.

 

Dieser Beitrag erscheint in der Reihe: "BEL2 nachgefragt!". Lesen Sie HIER die weiteren Artikel von Gerhard Kafka!

 

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