Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München.
Wie die Gigabitstrategie der Bundesregierung praktisch umgesetzt werden kann wurde Ende Mai im Rahmen der Kongressmesse ANGA COM in Köln in hochrangig besetzten Podiumsdiskussionen diskutiert und von den 470 Ausstellern aus 35 Ländern in zwei Messehallen praktisch demonstriert. Mit über 22.000 Teilnehmern aus 80 Ländern wurde diesmal ein neuer Besucherrekord erzielt. Einen zentralen Dreh- und Angelpunkt bildete dabei die Glasfaser, die von der Herstellung, über Verlegung und Installation bis in die Wohnung beleuchtet wurde. Hier wird demnächst mit FTTR (Fiber to The Room) ein neues Kapitel für den Einsatz der Glasfaser aufgeschlagen. Die Standardisierung ist voll im Gange und wird von ITU, ETSI, BBF (Broadband Forum) und CCSA TC6 (China Communications Standards Association) unterstützt. Darüber hinaus wurden auch die Anwendungen diskutiert, insbesondere Free- und Pay-TV, OTT-TV, Streaming und IPTV.
Bereits zur Begrüßung stellte Thomas Braun, Präsident des Breitbandverbandes ANGA die Glasfaser in den Mittelpunkt. Mit den Ende 2022 verlegten 13,1 Mio. Glasfaseranschlüssen sei Deutschland jetzt auf einem guten Weg in die Gigabitgesellschaft. Für einen fairen Wettbewerb sei eine symmetrische Regulierung erforderlich und um die Ausbaugeschwindigkeit zu erhöhen müssen alternative Verlegeverfahren intensiver genutzt werden. Die neuen Sonderflächen für Media Distribution, Streaming, OTT und Connectivity waren eine Bereicherung. Das Kongressprogramm mit insgesamt über 240 Sprechern glänzte mit vier Höhepunkten: Content-Gipfel, Gigabitgipfel, International FTTH Summit und Sustainability Summit. Am dritten Veranstaltungstag, dem Thementag Glasfaser und Kommunen gewährten die Organisatoren den komplett kostenfreien Eintritt zu Messe und Kongress.
Herbert Schweitzer, Referatsleiter DK21 im BMDV gab einen Überblick über die bevorstehende Verabschiedung der DIN 18220 mit den Regeln zu Trench-, Fräs- und Pflugverfahren zur Legung von Leerrohrinfrastrukturen und Glasfaserkabeln. Diese vieldiskutierte Norm umfasst nun anerkannte Regeln der Technik für mindertiefe Verlegeverfahren. Sie steht für Zuverlässigkeit, Sicherheit und insbesondere Rechtssicherheit. Die klar definierten Anforderungen führen zu besseren Prozessen und die nun prüfbare Qualität erhöht die Akzeptanz. Die strukturierte Weiterentwicklung der Norm wird vom BMDV begleitet.
Hitzige Debatten gab es zum Thema Überbau. Dass die Deutsche Telekom ihr altmodisches Kupfernetz stufenweise mit Glasfaser überbaut ist zeitgemäß und allgemein verständlich und dass Vodafone sowie andere TV-Kabelnetzbetreiber die in Reichweite und Kapazität begrenzten Koaxialkabel mit Glasfaser überbauen ist ebenfalls verständlich. Aber dass die Deutsche Telekom bereits bestehende FTTx-Netze der Wettbewerber mit eigenen Glasfasern überbaut, wird insbesondere von den einschlägigen Branchenverbänden ANGA, Breko, Buglas, FRK und VATM als volkswirtschaftlicher Unsinn betrachtet. Der richtige Ansatz, um die Ziele der Gigabitstrategie zu erreichen kann, deshalb nur Open Access lauten.
Schlüsselfertige PoP‑Stationen
Hauff-Technik GRIDCOM GmbH zeigte mit der 2LINE PoP Station eine schlüsselfertige Lösung, die für den erfolgreichen Betrieb alle notwendigen Bestandteile, wie Klimatisierung, Stromversorgung, Überwachung und die aktiven und passiven Komponenten beinhaltet. Geliefert wird eine Station, die nach der Lieferung sofort in Betrieb genommen werden kann. Dabei ermöglichen vordefinierte Standards kurze Lieferzeiten sowie deutliche Zeitersparnis bei der Planung.
Und mit der 2LINE Iris+ BOX kehrte die bewährte Teilnehmeranschlussdose (TA) zurück in die Produktpalette. Damit können Lösungen für alle Netzebenen angeboten werden: Vom Hauptverteiler bis hinein in die Wohnung. Die Nachfolgerin der 2LINE Iris BOX wurde weiterentwickelt und bietet zahlreiche neue Features. Neben allen bisherigen Funktionen zählen dazu:
- Ein patentierter, integrierter Spleißschutzhalter für 8x Crimp und 4x Schrumpfspleißschutze - geeignet für z.B. den Ausbau in der Schweiz und in Österreich
- Einfache und montagefreundliche Befestigung auf einer DIN-Hutschiene, zusätzlich zur Montage auf einer Unterputzdose und Aufputz
- Eine optional einsetzbare Klarkunststoffscheibe und ein Beschriftungsetikett mit allen wichtigen Daten zum Projekt
- Die Sicherung per Schraube, zusätzlich zur Plombe, zum Klebesiegel und der selbstrastenden Funktion.
Der gezeigte voll ausgestattete mobile Rolling-PoP als „PoP-Station auf vier Rädern“ beinhaltet neben den Komponenten für den Einsatz in Hauptverteilern auch Lösungen für alle weiteren Netzebenen bis hin zum Glasfaseranschluss in der Wohnung. Auf Vereinbarung kommt dieser auch zu ihrer Lokation. Er enthält die gesamte passive Netzinfrastruktur inklusive der verschiedenen Netzarchitekturen (P2P, P2MP) und Technologien (XPON) sowie die möglichen Anschlussarten für Glasfasern (verschiedene Steckertypen, Spleißverbindungen).
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