Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München.
10 goldene Regeln für das Glasfasereinblasen
Etwas abgelegen am Ende der Halle 8 präsentierte der polnische Hersteller Gamm-Bud seine Palette von Glasfaser-Einblasgeräten. Um den Einblasvorgang erfolgreich abzuschließen, wird die Befolgung von 10 Regeln empfohlen:
1. Bereiten Sie das Schutzrohrsystem richtig vor
- Dichtheit der Rohrleitung prüfen (Dichtheitsprüfung durchführen).
- Durchgängigkeit und Geometrie der Rohrleitung prüfen. (Kalibrieren durch Durchblasen von Stahlkugeln mit Durchmesser = Faktor 0,8 - 0,9 x Innendurchmessers)
- Reinigen und schmieren Sie die Rohrleitung, indem Sie mit einem geeigneten Gleitmittel getränkte Schwämme durchblasen.
2. Wählen Sie den passenden Kabeldurchmesser für das vorhandene Schutzrohrsystem
- Das Verhältnis des Außendurchmessers des Kabels zum Innendurchmesser des Rohres sollte im Bereich von 40% bis 70 % liegen. Die besten Reichweiten werden bei einer Füllung von ca. 60 % erreicht. Der Ringspalt bei Mini-LWL-Kabel soll mindestens 0,75 mm betragen!
3. Wählen Sie den richtigen Kompressor
- Für Schutzrohre D = 32 mm bis D = 50 mm werden große Kompressoren mit einer Leistung von 8-11 m3/ min und einem Betriebsdruck von 8-10bar benötigt.
- Für Rohre mit einem Durchmesser von 12mm-20mm wird ein Kompressor mit einem Druck von 15 bar und einer Kapazität von 2m3/min benötigt.
- Für Rohre mit Durchmessern von 7mm-12mm ist ein Kompressor mit einem Druck von 15 bar und einer Kapazität von 1 m3/min ausreichend.
- Für Mikrorohre mit Durchmessern bis 7 mm sind Kompressoren mit einem Druck von 10-12 bar und einer Leistung von 0,1 bis 0,5 m3/min ausreichend
4. Wählen Sie die richtige Einblasmaschine
- Rohre bis 12 mm – BDJ Budget
- Rohre bis 20 mm – BDJ Mini, BDJ Standard
- Rohre bis 50 mm – BDJ Max, BDJ Hydro, BDJ Hydro Chain
- Einblasen von Mikrorohren – BDJ Multitube, BDJ Multitube Belt
5. Wählen Sie das richtige Zubehör
- Zubehör für Kompressoren: Luftkühler, Lufttrockner,
- Ausrüstung zum Einblasen: Y-Verbinder, Nachblasköpfe
- Zubehör für Kabel: Kabeltrommelanhänger, Ständer und Heber zum Abwickeln von Kabeln, Kabelspeicher zum Auf- und Abwickeln von überschüssigem Kabel (Twister, Figaro).
- Zubehör für Rohre und Mikrorohre: Anhänger und Abwickler, Schneider, Lecktester, Kaliber, Ortungssonden.
6. Organisation der Baustelle
- Sorgen Sie für ein freies Abwickeln des Kabels mit der Möglichkeit, die Abwickelgeschwindigkeit zu kontrollieren.
- Stellen Sie die Einblasmaschine auf einen sicheren und stabilen Stand.
- Stellen Sie sicher, dass Kabel, Einblasmaschine und Rohrleitungen so weit wie möglich in einer Linie liegen.
- Stellen Sie sicher, dass die Abluft und das abgehende Kabel am Ende der Einblasstrecke niemanden verletzen können.
7. Bereitstellung der Service Ausrüstung
- a. Das Bedienpersonal muss für die Arbeit an den betriebenen Maschinen geschult sein, den Maschinen sind Betriebsanleitungen beizufügen.
- b. Das Personal sollte mit geeigneter Schutzkleidung ausgestattet sein, die ein sicheres Arbeiten gewährleistet.
- c. Die Mitarbeiter müssen am Anfang und am Ende der Einblasstrecke mit Kommunikationsgeräten verbunden sein.
- d. Nach Beendigung des Einblasens den Druck in allen Geräten und Leitungen auf Atmosphärendruck reduzieren.
8. Bereiten Sie das Einblaskabel entsprechend vor
- Prüfen Sie, ob das Kabel richtig auf der Trommel aufgewickelt ist.
- Stellen Sie sicher, dass das Kabel nicht verformt (gebogen, geknickt) ist.
- Bringen Sie am Ende des Kabels eine geeignete Messinghülse an.
9. Führen Sie einen Crashtest durch
- Ein kurzes (1,5 m bei HDPE 32; 40; 50 mm und 1 m bei Mikrorohren) Schutzrohr Stück, am Ende mit einem Endstopfen verschlossen, im Einblaskopf anbringen. In die Zuführung der Einblasmaschine ein 3 - 4 m langes Kabelstück einlegen und die Motoren auf niedrige Leistung stellen (je nach Antriebsart durch Einstellung des Drucks an pneumatischen oder hydraulischen Motoren oder mit dem Leistungspotentiometer bei Elektromotoren). Starten Sie dann den Feeder so, dass das Kabel mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit auf das Ende des gestanzten Rohres trifft. Wiederholen Sie den Vorgang mehrmals und erhöhen Sie die Leistung der Motoren jedes Mal, bis Sie das Kabel brechen oder der Antrieb durchrutscht. Die maximal zulässige Schubkraft ist die des letzten Versuchs, bei dem das Kabel nicht beschädigt wurde.
10. Einblasvorgang richtig durchführen
- Die Kolbenmethode wird nur für den Einbau in Leitungen mit Innendurchmessern über 28 mm (außen 32 mm) verwendet. Der Kolben sollte am Ende des Kabels mit einem speziellen Strumpf für Glasfaserkabel befestigt werden. Nach dem Anziehen des Strumpfes am Kabel, um ein Verrutschen zu verhindern, sollten die letzten Zentimeter mit einem weichen Klebeband fest umwickelt werden, damit das Strumpfende mit dem Kabel verklebt werden kann. Der Kolben sollte reibungslos im Rohr gleiten. Bei Bedarf kann der Außendurchmesser der Dichtung bearbeitet werden. Vor dem Einführen des Kolbens mit dem Kabel in das Rohr sollte ca. ½ l des Schmiermittels eingefüllt werden. Nachdem Sie den Kolben mit dem Kabel in das Rohr eingeführt und einige Meter geschoben haben, gießen Sie eine weitere Portion des Schmiermittels ein, ca. 1 l pro 1 km der geplanten Einblasstrecke. Verbinden Sie dann das Rohr mit dem Kabel mit dem Einblaskopf. Beginnen Sie bei angehobenen Ketten (Riemen, Räder, Rollen) des Antriebs, langsam Druckluft zuzuführen und die Geschwindigkeit der Kabelbewegung so zu steuern, dass sie 120 - 130 m/min nicht überschreitet. Bei vielen Kurven am Anfang der Route sollte die Geschwindigkeit auf maximal 60 m/min begrenzt werden. Wenn die Kabelgeschwindigkeit unter 30 m/min sinkt, schalten Sie den Feeder ein. Die optimale Geschwindigkeit beträgt 60 - 120m/min. Die Schubkraft darf nicht größer sein als die beim Crash-Test ermittelte. Achten Sie darauf, dass der Pop-Up-Kolben am anderen Ende des Mantelrohres niemanden trifft.
- Das Einblasverfahren (Jetting) wird für Kabel ab 0,5 mm Durchmesser und für Mikrorohre ab 4 mm Durchmesser verwendet. Vor dem Einführen des Kabels in das Rohr sollte das Kabelende mit einen speziellen Messingkopf gesichert oder zumindest durch Erhitzen verschlossen werden, so dass es rund und ohne scharfe Kanten ist. Gießen Sie dann die entsprechende Menge des Gleitmittels in das Schutzrohr. Führen Sie das Kabel von Hand mehrere Meter in das Schutzrohr ein. Anschließend das Schutzrohr mit dem Kabel in die Einblasmaschine einbauen. Schieben Sie nach dem Starten des Antriebs das Kabel ohne Luftzufuhr mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 m/min so weit wie möglich in die Rohrleitung ein. Um das Kabel nicht zu beschädigen, dürfen Sie die während dem Crash-Test ermittelte maximale Schubkraft nicht überschreiten. Wenn die Geschwindigkeit deutlich zu sinken beginnt, öffnen Sie langsam die Druckluftregulierung des Einblaskopfs. Die Zuführung der Druckluft sollte in maximal 1 - 2 bar Schritten erfolgen. Beobachten Sie die Vorschubgeschwindigkeit! Es ist darauf zu achten, dass die Einblasgeschwindigkeit bei dicken und starren Kabeln ca. 120 m/min nicht überschreitet und bei dünnen Kabeln höher sein kann. Steigern Sie bei steigendem Widerstand den Einblasluftdruck schrittweise um 1 - 2 bar. Vermeiden Sie es, den maximalen Druck zu schnell aufzubringen, da dies zu einem Staudruck vor dem Glasfaserkabel und somit zu einer Verringerung der Streckenläng führen kann. Wenn Sie die gewünschte Länge nicht erreichen, hören Sie auf zu blasen, entlüften Sie das Rohr und versuchen Sie es nach einigen Minuten erneut, beginnend mit dem minimalen Druck auf den Kopf. Der Vorgang kann mehrmals wiederholt werden. Ein späteres Nachfüllen von zusätzlichem Gleitmittel erleichtert das Wiederanfahren.
Die ANGA COM 2023 wird vom 23. bis 25. Mai 2023 in Köln stattfinden.
Dieser Beitrag erscheint in der Reihe: "BEL2 nachgefragt!". Lesen Sie HIER die weiteren Artikel von Gerhard Kafka!
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