MOBILFUNKSTUDIE: 5G-Ausbau kommt in Westeuropa nur schleppend voran

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Im Vergleich mit anderen Teilen der Welt wie etwa Nordamerika hat Westeuropa einen langsamen Start beim Ausbau von 5G hingelegt. In den kommenden fünf Jahren soll sich das jedoch ändern und LTE drastisch an Bedeutung verlieren.

Beim Ausbau der fünften Mobilfunkgeneration (5G) liefern sich Nordamerika, Nordostasien und die Golf-Staaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen, während Westeuropa einen langsamen Start hinlegt. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Ericsson Mobility Report, der am Mittwoch in Stockholm veröffentlicht wurde. In Nordostasien (inklusive China und Südkorea) seien Ende 2020 bereits neun Prozent aller Mobilfunkverträge auf 5G umgestellt worden. In Westeuropa liege dieser Wert bei einem Prozent.

5G löst den Mobilfunk der dritten Generation (UMTS) ab und wird zunächst in der Regel parallel zum Mobilfunk der vierten Generation (LTE) betrieben. Mit 5G ist die Übertragung von mobilen Daten quasi in Echtzeit möglich, denn 5G ist bis zu 100 Mal schneller als LTE. Theoretisch sind mit 5G Geschwindigkeiten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde möglich. In der Praxis werden derzeit Maximalwerte um ein GBit/s erreicht. Auch sind die Datenlaufzeiten (Latenz) im Vergleich zu UMTS und LTE viel kürzer, was für die Steuerung von Maschinen, die Telemedizin - aber auch für Gaming - von Bedeutung ist. Außerdem können in einer 5G-Funkzelle viel mehr Geräte online sein.

In Westeuropa dominieren LTE-Verträge mit aktuell 78 Prozent

Bis zum Jahr 2026 sagt die Studie vor allem ein dynamisches Wachstum in Nordamerika voraus. Dort werde der 5G-Anteil von 4 Prozent (2020) auf 84 Prozent steigen. In Nordostasien würden dagegen bis 2026 nur zwei Drittel (65 Prozent) aller Mobilfunkverträge 5G nutzen. In absoluten Zahlen liegen die Asiaten mit 1,4 Milliarden 5G-Verträgen allerdings weit vorn. Für Nordamerika erwartet die Studie 340 Millionen 5G-Verträge.

In Westeuropa ist derzeit 4G (LTE) die dominierende Zugangstechnologie und macht 78 Prozent aller Verträge aus. Ericsson prognostiziert, dass 4G im Jahr 2026 auf 27 Prozent wegen des Umstiegs auf 5G zurückgehen wird. Ältere Standards wie UMTS (3G) verschwinden fast komplett. Die Verschiebung von einigen Frequenzversteigerungen habe dabei Auswirkungen auf den Einsatz und die Abdeckung von 5G in der Region. Die 5G-Durchdringung werde aber trotz des Startrückstandes bis Ende 2026 rund 69 Prozent erreichen.

Golf-Staaten bei 5G-Anteil hinter Nordamerika

Zielstrebiger als die Europäer sind die arabischen Golf-Staaten. In den Ländern des Golf-Kooperationsrates (GCC) würden digitale Initiativen staatlich gefördert, womit auch die 5G-Einführung beschleunigt werde. Im Jahr 2019 gehörten die GCC-Märkte demnach zu den ersten der Welt, die kommerzielle 5G-Dienste einführten. 2026 würden die Golf-Staaten mit einer 5G-Anteil von 73 Prozent hinter Nordamerika auf Platz zwei liegen.

Der schwedische Netzwerkausrüster prognostiziert, dass die Zahl der kabellosen Festnetzverbindungen (Fixed Wireless Access, FWA) voraussichtlich bis Ende 2026 fast 180 Millionen erreichen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt werde der Mobilfunk für die eigenen vier Wände rund 20 Prozent des weltweiten mobilen Netzdatenverkehrs ausmachen.

Die kabellosen Festnetzverbindungen über 4G oder 5G konkurrieren mit klassischen Breitbandverbindungen wie DSL, Kabel-Internet oder Glasfaserverbindungen. Sie sind vor allem in der Bereitstellung auf der "letzten Meile" günstiger, weil man dafür keine Leitungen vom Verteilerkasten in die Wohnungen oder Büros legen muss.

Globaler Mobilfunkdatenverkehr steigt drastisch an

Die neuen technischen Möglichkeiten von 5G werden auch dafür sorgen, dass der gesamte globale mobile Datenverkehr (ohne FWA) weiter rasant ansteigen wird. Ende 2020 lag der Wert der Studie zufolge 49 Exabyte pro Monat. Auf einem so großen Speicher könnte man über 500 Millionen HD-Filme ablegen. In den kommenden fünf Jahren soll sich dieser Wert auf 237 Exabyte fast verfünffachen.

Die durchschnittliche monatliche Nutzung pro Smartphone liegt der Studie zufolge derzeit bei über 10 Gigabyte und wird bis Ende 2026 voraussichtlich 35 Gigabyte erreichen. Der Videodatenverkehr mache derzeit 66 Prozent des gesamten mobilen Daten Datenverkehrs aus. Dieser Anteil werde bis zum Jahr 2026 auf 77 Prozent steigen.