Digitale Transformation: Kupfer adé, Glasfaser olé?

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Glasfaser oder Kupfer? Innerhalb der Europäischen Union gibt es große Unterschiede. [Soeren Stache/dpa [Getty Images/Soeren Stache]

Pressemitteilung:


Portugal, Spanien und Schweden sind Spitzenreiter beim Glasfaserausbau – Griechenland, Deutschland und Tschechien bleiben zurück. Neue Daten zeigen deutliche Unterschiede im Tempo der digitalen Transformation in Europa.

 

Die Daten, die von der Glasfaser-Lobby FTTH Council Europe veröffentlicht wurden, stammen aus einem unabhängigen Bericht von Cullen International und zeigen, welche EU-Länder beim Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen am weitesten fortgeschritten sind.

Euractiv hat die EU-Länder hinsichtlich ihres Fortschritts beim Übergang von Kupfer- zu Glasfasernetzen eingestuft. Als Basis dienen die nationalen Berichte der EU-Kommission für das Jahr 2024 sowie die Erkenntnisse von Cullen International.

 

Fortschritte beim Übergang von Kupfer- zu Glasfasernetzen

Portugal, Schweden, Spanien, Bulgarien und Litauen gehören zu den fünf EU-Staaten, die im Rennen um Hochgeschwindigkeitsverbindungen führen. Über 75 Prozent der größten Festnetzanbieter der Spitzenreiterländer setzen auf Glasfaser, die in mehr als drei Vierteln der Gebäude verfügbar ist.

Kroatien, Belgien, Italien, Tschechien, Deutschland und Griechenland hinken beim Abbau von Kupfernetzen zugunsten von Glasfaser hinterher. Mehr als 75 Prozent der Netze der größten Festnetzanbieter dieser Staaten basieren weiterhin auf Kupfer, obwohl Glasfaser in 25 bis 62 Prozent der Gebäude verfügbar ist.

 

In Teilen liegt das an der historischen Infrastruktur, technologischen Überlegungen und der unterschiedlichen Umsetzung des regulatorischen Rahmens des Europäischen Kodex für elektronische Kommunikation (EECC).

Beispielsweise entschied sich Belgien, anstelle eines direkten Wechsels zu Glasfaser auf sein bestehendes Kupfer- oder Aluminiumkabelnetz zu setzen, das hauptsächlich zur Übertragung von Kabelfernsehen genutzt wird, und verwendete die Koaxialkabeltechnologie (DOCSIS3.1). Deutschland hingegen verbesserte seine Kupfernetze durch Vectoring-Technologien (VDSL2).

 

Obwohl Koaxialkabel- und Vectoring-Technologien bessere Internetgeschwindigkeiten als herkömmliche Kupferkabel bieten, sind sie weniger effektiv als Glasfaser. Außerdem ist die DOCSIS3.1-Technologie begrenzt, wenn viele Nutzer gleichzeitig verbunden sind. Die Leistung von VDSL2 nimmt ab, je weiter der Nutzer vom Ausgangspunkt entfernt ist.

 

Größere Debatte

Der Rückbau von Kupfernetzen hat tiefgreifende Auswirkungen auf Endnutzer und den Markt. Gleichzeitig ist er auch von erhebliche politische Bedeutung.

Die Kommission ist der Ansicht, dass die EU weit davon entfernt ist, ihre Konnektivitätsziele zu erreichen – bis Ende des Jahres 2023 waren nur 64 Prozent der Haushalte an Glasfasernetze (FTTP) angeschlossen.

 

Im Februar letzten Jahres schlug die Kommission in einem Whitepaper vor, eine feste Frist für die vollständige Abschaltung von Kupfernetzen bis 2030 festzulegen.

Doch die Lobby der größten Telekommunikationsbetreiber, Connect Europe, schrieb in einem an die Kommission gerichteten Dokument, dass sie nicht an eine feste Frist oder eine erzwungene Kupfer-Abschaltung glaubt.

 

Es sei der Mangel an angemessener Rendite, der die Telekommunikationsbetreiber daran hindere, in den Ausbau von Glasfasernetzen zu investieren, erklärte Maarit Palovirta, stellvertretende Generaldirektorin von Connect Europe, gegenüber Euractiv.

Connect Europe setzt sich dafür ein, von den strikten Vorschriften des EECC abzuweichen, um ein investitionsfreundlicheres Klima zu fördern.

Die Telekom-Lobbyorganisation der European Competitive Telecommunications Association (ECTA) hingegen spricht sich im Gegensatz zu Connect Europe für einen schnellen Übergang weg von Kupfernetzen aus.

Darüber hinaus betont ECTA, dass bestehende Betreiber die Abschaltung von Kupfernetzen verzögern, wenn sie sich weigern, ihre Kupfersysteme durch von anderen Unternehmen bereitgestellte Glasfasernetze zu ersetzen.

Die Verpflichtung von etablierten Betreibern, auf ein Glasfasernetz eines anderen Betreibers umzusteigen, würde zukünftige Investitionen der ersteren entmutigen, schrieb Connect Europe im Juni.

Die Telekom-Lobbyorganisation GSMA wollte auf die Anfrage von Euractiv keine Stellungnahme abgeben.

 

FTTH Council Europe teilt die Meinung von ECTA. Im Juni schrieb die Lobbygruppe, dass „die Kommission die grundlegenden Regeln für den Ablauf [des Kupfer-Abschaltungsprozesses] festlegen muss, um zu vermeiden, dass der Prozess manipuliert wird, um Marktmacht von Kupfer- zu Glasfasernetzen zu übertragen.“