Die Breitbandförderung sorgt für Zwist in der Branche

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Die durchschnittliche Förderung pro Haushalt beläuft sich bei der zweiten Breitband-Milliarde bei 5.400 Euro je Anschluss. © APA/dpa/Armin Weigel

Pressemitteilung: APA, 28.11.2024


Bereits vor der Regierungsbildung positionieren sich die einzelnen Interessensgruppen, wenn es um die Breitbandförderung für die Digitalisierung Österreichs geht: Errichter und Betreiber von Glasfasernetzen buhlen um weitere staatliche Fördermittel für den Ausbau des Glasfasernetzes. Mobilfunker sowie weitere Unternehmen aus dem Bereich Digitalisierung sprechen sich gegen das derzeitige Modell aus. Schließlich geht es dabei um neue Fördermittel.

 

In der Open Fiber Austria Association (OFAA) sind jene - meist regional tätigen - Unternehmen vertreten, die Glasfasernetze errichten und betreiben und diese allen Interessenten anbieten. Die Mitglieder der OFAA sehen sich zunehmend einem Gegenwind ausgesetzt, wenn es um die Vergabe neuer Mittel geht. Denn die Digitaloffensive spricht sich klar gegen das derzeitige Fördermodell aus. In diesem Verband ist A1 Telekom Austria ebenso vertreten wie Drei und Magenta, aber auch T-Systems, Dell, Ericsson, IBM, Nokia sowie weitere Unternehmen der Branche.

 

Ausbau außerhalb der Ballungszentren

Die OFAA, die sich für offene - also allen zur Verfügung stehende - Glasfasernetze ausspricht, errichtet die Netze vorwiegend im ländlichen Raum. Die Kritik einiger Unternehmen: Über die Fördergelder würden einzelne Anschlüsse mit bis zu 43.000 Euro pro Anschluss gefördert, private Telekom-Betreiber hingegen würden mit durchschnittlich 2.500 Euro kalkulieren.

 

Dem hält OFAA-Vorstand Martin Wachutka, Geschäftsführer der Breitband Oberösterreich GmbH, entgegen, dass über die Förderung vor allem in weniger dicht besiedelten Regionen das Netz ausgebaut werde und die Förderungen im Schnitt um 20 Prozent unter dem Maximalbetrag liegen. Die durchschnittliche Förderung pro Haushalt belaufe sich bei der zweiten Breitband-Milliarde bei 5.400 Euro je Anschluss. Und nicht verbrauchte Fördermittel würden für neue Projekte verwendet. Wobei sich die Förderungen nach dem regionalen Bedarf richten und die entsprechenden Richtlinien laufend angepasst würden, so Wachutka.

 

Geringes Interesse an Glasfaser-Anschlüssen

"Die Rosinen in den Ballungszentren haben sich die großen Anbieter bereits herausgepickt", ergänzte der OFAA-Vorstand. Aufgrund der Haushaltsdichte könne man dort leichter und billiger Anschlüsse herstellen. Allerdings würden die Glasfaseranschlüsse in den Ballungszentren auch weniger genutzt, als am Land. Laut dem RTR-Internet Monitor für das erste Quartal 2024 sind nur knapp 17 Prozent der aktuell 1,9 Mio. Breitbandanschlüsse aktiviert.

 

Außerhalb der Ballungszentren sei der mobile Internetzugang meist sehr eingeschränkt, begründet die OFAA die Bedeutung der Glasfasernetze im ländlichen Raum. Die Topographie würde hier den mobilen Internetzugang bremsen.

 

Glasfaser-Netz versus Mobiles Internet

Mobilfunkanbieter sollten daher ihrerseits Interesse an der Breitband-Förderung für Glasfasernetze haben, so Wachutka im Gespräch mit der APA. Schließlich müssten auch Mobilfunkstationen im ländlichen Bereich an das Glasfasernetz angeschlossen werden, um das Potenzial der 5G-Netze ausschöpfen zu können.

 

Ein Argument, dass die Mobilfunkanbieter nicht gelten lassen wollen: "A1 baut österreichweit ein offenes Glasfasernetz, über das auch andere Anbieter ihre Produkte und Services anbieten können", heißt es aus dem Unternehmen. Hinzu kämen Partnerschaften und Kooperationen mit regionalen Anbietern. Über 4G/LTE erreiche man mehr als 99 Prozent der Bevölkerung. Hinzu kommen laut A1 Telekom Austria mehr als 5.300 5G-Sender, die an das Glasfasernetz angeschlossen seien. Die 5G-Netzabdeckung erreiche rund 84 Prozent der Bevölkerung. Und Mobilfunksender in entlegenen Gebieten werden demnach über Richtfunk angebunden.

 

Förderung als Geschäftsmodell

Dennoch spreche man sich ebenfalls für den Ausbau aus, heißt es seitens der Digitaloffensive. Allerdings sei schon viel Geld geflossen. Jetzt müssten einmal die Mittel auch verbaut werden.

 

So trete man für eine Nachfrageförderung ein, heißt es unter der Hand. Für einzelne Unternehmen könnte der geförderte Netzausbau zum Geschäftsmodell werden, ohne einer entsprechenden Nachfrage seitens der Kunden. "Durch die Ausschüttung öffentlicher Fördermittel für Bautätigkeiten in den vergangenen Jahren ist der Markt mittlerweile so überhitzt, dass es zu Engpässen und Preissteigerungen für Bautätigkeiten und Equipment kommt", lautet die offizielle Stellungnahme der Digitaloffensive. Stattdessen sollte mehr in die Nachfrageförderung investiert werden. Zudem wäre es wichtiger, bürokratische Hürden abzubauen.

 

Ausbaupläne der "großen" Anbieter

Dass die großen Anbieter vor allem im urbanen Bereich in den Netzausbau investiert haben, wird nicht bestritten. Allerdings gibt es mittlerweile auch Projekte abseits der Ballungszentren. So kooperiert Magenta seit rund zwei Jahren mit dem französischen Investor Meridiam. Und dabei würden auch weniger dicht besiedelte Gebiete mit einem entsprechenden Glasfasernetz versorgt. Nach einer Frist von mehreren Monaten, in der Magenta das Netz für sich vermarkten kann, stehe das Glasfasernetz auch anderen Anbietern zur Verfügung. Wobei die Regularien hierzulande überzogene Netzgebühren ohnehin verbieten würden.

 

Bei A1 Telekom verweist man auf ein Glasfasernetz mit rund 75.000 Kilometer. Wobei das Unternehmen auch auf Kooperationen - etwa mit Drei - setzt und um Mittel aus der Breitbandmilliarde angesucht hat. Heuer wurden im ersten Quartal 2.950 Petabyte Datenvolumen genützt - um 10 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wobei das Datenvolumen über Mobilnetze um 17 Prozent auf 1.266 Petabyte stieg, während jenes über Festnetze nur um 7 Prozent auf 1.684 Petabyte zulegte.