BUGLAS: Volkswirtschaftlich unsinnig und schädlich für den flächendeckenden Breitbandausbau

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Pressemitteilung des BUGLAS

Glasfaserverband kritisiert Telekom-Vorhaben des exklusiven Vectoringeinsatzes im HVt-Nahbereich – Wettbewerber bieten Open Access auf besseren Netzen

Auf Unverständnis stößt das aktuelle Vorhaben der Deutschen Telekom, im sogenannten Nahbereich der Hauptverteiler künftig exklusiv Vectoring einsetzen zu wollen, beim Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS). Der Incumbent will dazu nach Informationen des Verbands Anfang kommender Woche einen entsprechenden Antrag bei der Bundesnetzagentur einreichen. Bislang hatte die Telekom stets betont, die Vectoringtechnologie verursache im HVt-Nahbereich erhebliche Störungen und könne daher dort nicht zum Einsatz kommen. Diese Begründung scheint nun im Eigeninteresse des Incumbents nicht mehr zu gelten. Die hierfür vorgesehenen Investitionen sind nach Auffassung des BUGLAS nicht nur aus ökonomischer Sicht unsinnig, sondern stehen damit auch gerade dort nicht zur Verfügung, wo sie dringend notwendig wären: In den stark unterversorgten Gebieten, zu denen die HVt-Nahbereiche definitiv nicht zählen.

„Augenscheinlich ist es der Telekom, anders als sie immer behauptet, nicht wirklich ernst mit dem flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland“, wertet BUGLAS-Präsident Jens Prautzsch. „Vielmehr scheint es ihr ausschließlich um kurzfristige Marktanteilsgewinne zu gehen, für die sie unsinnige Investitionen in Kauf nimmt.“ Gerade in Städten und dichter besiedelten Regionen existieren mit Glasfasernetzen bis in die Gebäude beziehungsweise Haushalte (Fiber to the Building/Home, FttB/H) und den TV-Breitbandkabelnetzen bereits vielfach High Speed-Infrastrukturen. Dort nun das alte kupferbasierte Netz weiter ausbauen und damit eine dritte, weniger leistungsfähigere Netzinfrastruktur errichten zu wollen, ist auch deshalb nicht notwendig, weil zumindest die FttB/H-Carrier Open Access in Form eines Layer 2 Bitstrom-Vorleistungsproduktes auf ihren Netzen anbieten. Über diese hochleistungsfähige und skalierbare Vorleistung mit dedizierten Bandbreiten könnte die Telekom ihren Kunden ihr Triple Play-Angebot mit Sprache, Internet und Fernsehen in exzellenter Qualität anbieten.

„Es bleibt für uns unverständlich, dass die Telekom keine glasfaserbasierten Vorleistungsprodukte einkauft“, sagt Prautzsch. „In den FttB/H-Netzen steht hinreichend Kapazität auch für deutlich steigende Bandbreitenbedürfnisse zur Verfügung. Im alten Kupfernetz hingegen werden auch beim Einsatz von Vectoring die Grenzen bald erreicht sein. Wir bieten der Telekom seit Jahren offensiv an, unsere FTTB/H-Infrastrukturen mit zu nutzen.“ Insofern würde ein Wholebuy der Telekom eine Win-win-Situation für die City Carrier und den Incumbent darstellen, so der Verbandspräsident. „Zudem können mit der S/PRI-Schnittstelle, deren Entwicklung zum branchenweiten Standard wir als BUGLAS maßgeblich unterstützt haben und an der auch die Telekom engagiert mitgearbeitet hat, die entsprechenden Geschäftsprozesse automatisiert effizient abgewickelt werden.“

Im Sinne einer möglichst flächendeckenden Breitbandversorgung in Deutschland sollte die Telekom nach Ansicht des BUGLAS die Investitionsmittel, die sie nun für die unnötige Vectoring-Aufrüstung der HVt-Nahbereiche in die Hand nehmen will, lieber für den Netzausbau in ländlichen Räumen einsetzen. „Hier war bislang vom Incumbent zu hören, dass dafür keine finanziellen Mittel zur Verfügung stünden“, erläutert Prautzsch. Und schließlich gelte es auch zu berücksichtigen, dass die Wettbewerber in den vergangenen Jahren dort, wo noch kein FttB/H-Ausbau stattfindet, an den Hauptverteilern in VDSL-Technologie investiert hätten. „Die hier getätigten Investitionen würden durch den exklusiven Einsatz von Vectoring durch die Telekom am Hauptverteiler zu sunk invest“, gibt der BUGLAS-Präsident zu bedenken.