Oberwallis baut mit FTTH eine zukunftssichere Datenautobahn

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Martin Nanzer, Geschäftsführer DANET Oberwallis AG: „Wir liegen mit der Realisierung des FTTH Glasprojektes Oberwallis absolut im Zeitplan und werden Ende November 2014 die ersten drei Gemeinden live schalten.“/ Foto: DANET

Martin Nanzer, Geschäftsführer DANET Oberwallis AG: „Wir liegen mit der Realisierung des FTTH Glasprojektes Oberwallis absolut im Zeitplan und werden Ende November 2014 die ersten drei Gemeinden live schalten.“/ Foto: DANET

Diese Grafik veranschaulicht die Rollenverteilung der Projektpartner: DANET Oberwallis übernimmt Planung, Bau, Betrieb und Unterhalt des Glasfasernetzes, Swisscom (Schweiz) AG verantwortlich für die Baukooperation sowie die Energieversorgungsunternehmen (EVU) und der Kabelnetzbetreiber Valaiscom AG für verschiedene Kommunikationsdienste auf regionaler Ebene /Bild: DANET Oberwallis AG

Diese Grafik veranschaulicht die Rollenverteilung der Projektpartner: DANET Oberwallis übernimmt Planung, Bau, Betrieb und Unterhalt des Glasfasernetzes, Swisscom (Schweiz) AG verantwortlich für die Baukooperation sowie die Energieversorgungsunternehmen (EVU) und der Kabelnetzbetreiber Valaiscom AG für verschiedene Kommunikationsdienste auf regionaler Ebene /Bild: DANET Oberwallis AG

Das solidarische Finanzierungsmodell sieht vor, dass unabhängig davon, wie hoch die tatsächlichen Erschließungskosten sind, jede Gemeinde einheitlich pro Einwohner 400 Franken bezahlt. Auf diesem Solidaritätsmodell basiert auch die Beteiligung der Gemeinden an der DANET/ Bild: DANET

Das solidarische Finanzierungsmodell sieht vor, dass unabhängig davon, wie hoch die tatsächlichen Erschließungskosten sind, jede Gemeinde einheitlich pro Einwohner 400 Franken bezahlt. Auf diesem Solidaritätsmodell basiert auch die Beteiligung der Gemeinden an der DANET/ Bild: DANET

Bild: DANET

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Ein Bericht von Gerhard Kafka


In einem für die Schweiz einmaligen Projekt zum Bau einer Glasfaserinfrastruktur mit Übertragungsraten in Lichtgeschwindigkeit wird in der Region Oberwallis (Kanton Wallis) aufgezeigt, wie ohne staatliche Fördergelder und Subventionen (aber mit Investitionen von Gemeinden) FTTH realisiert werden kann. Ungeachtet der geografischen Lage – von der städtischen Agglomeration über die ländliche Peripherie und Berggemeinden bis zur Tourismus-Hochburg – sollen die Oberwalliser Gemeinden eine solche Datenautobahn bis in die Wohnungen erhalten und über die verschiedenen Kanäle kommunizieren können: Internet, Digital-TV, Radio und Telefonie.

Von der Idee zum eigenständigen Unternehmen

„Chennti me das nit fer alli Gmeinde zäme alüege?“ (hochdeutsch: „Können wir das nicht für alle Gemeinden zusammen betrachten?), fragt ein Vorstandsmitglied während einer Sitzung des Vereins Region Oberwallis in die Runde. Es ist der Anfang des Glasfaserprojekts Oberwallis. Zu diesem Zeitpunkt waren verschiedene Gemeinden mit unterschiedlichen Akteuren im Bereich Glasfasererschließung in Kontakt und auch aus der Bevölkerung wurde das Bedürfnis nach mehr Bandbreite immer öfter geäußert. Aus der Diskussion heraus hat der Vorstand die RW Oberwallis AG (RWO AG – Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis) als operativen Umsetzer der Region Oberwallis beauftragt, die flächendeckende Glasfasererschließung aller Oberwalliser Gemeinden mittels einer Projektstudie zu prüfen. Am 5. November 2012 – also drei Jahre später - wurde die DANET Datennetzgesellschaft Oberwallis AG (DANET) gegründet. Sie agiert als eigenständiges Unternehmen, das bereits erste Anschlüsse realisiert hat und verantwortlich ist für Planung, Bau, Betrieb und Unterhalt des Glasfasernetzes, welches im Besitz der Gemeinden bleibt.

Die Region mit den 67 Oberwalliser Gemeinden reicht von 581 bis auf 4.634 Meter über Meer – ähnlich groß ist das Gefälle zwischen Struktur und Finanzstärke der einzelnen Gemeinden. Die Fläche beträgt 2.621 km2. Für die rund 80.000 Einwohner sind im Endausbau ca. 40.000 Glasfaseranschlüsse geplant. FTTH wird im Oberwallis mit vier Fasern je Wohneinheit realisiert (das entspricht dem landesweit angewandten 4-4-2-Modell von BAKOM). DANET ist für den Bau des Layer 1 verantwortlich. Die Aktivierung des Netzes erfolgt durch die Provider. Der Einsatz alternativer Technologien auf dem Weg zu FTTH wird entsprechend der Marktentwicklung laufend geprüft. Die Gesamtkosten werden auf rund 200 Millionen Franken geschätzt. Das Projekt soll bis 2022 abgeschlossen sein.

Gleich zu Beginn hat der Vorstand der Region Oberwallis mit dem Auftrag an die RWO AG folgende fünf Ziele definiert:

1. Das Glasfasernetz soll flächendeckend errichtet werden

2. Auf dem Netz soll Wettbewerb möglich sein

3. Teure Parallel-Investitionen sollen vermieden werden

4. Integration der wichtigsten Akteure

5. Der finanzielle Aufwand für die Gemeinden soll minimiert werden

Diese Ziele bilden bis heute die wichtigsten Leitlinien im gesamten Projektmanagement. 

 

Diese Gemeinden (nach Bezirk geordnet) sind in das Glasfaserprojekt Oberwallis eingebunden: 

Goms

Bellwald, Binn, Blitzingen, Ernen, Fiesch, Fieschertal, Grafschaft, Lax, Münster-Geschinen, Niederwald, Obergoms, Reckingen-Gluringen

Östlich Raron

Betten, Bister, Bitsch, Grengiols, Martisberg, Mörel-Filet, Riederalp

Brig

Brig-Glis, Eggerberg, Naters, Ried-Brig, Simplon, Termen, Zwischbergen

Visp

Baltschieder, Eisten, Embd, Grächen, Lalden, Randa, Saas-Almagell, Saas-Balen, Saas-Fee, Saas-Grund, St. Niklaus, Stalden, Staldenried, Täsch, Törbel, Visp, Visperterminen, Zeneggen, Zermatt

Westlich Raron

Ausserberg, Blatten, Bürchen, Eischoll, Ferden, Kippel, Niedergesteln, Raron, Steg-Hohtenn, Unterbäch, Wiler

Leuk

Agarn, Albinen, Ergisch, Gampel-Bratsch, Guttet-Feschel, Inden, Leuk, Oberems, Turtmann-Unterems, Varen

 

Solidarische Finanzierung und Kostenaufteilung

Verteilt auf die Oberwalliser Bevölkerung hätte dieses Projekt Kosten pro Einwohner von rund 1.000 Franken verursacht. Diesen Betrag galt es gemäß Zielvorgabe zu minimieren. Es folgten Abschätzungen, wie hoch die Einnahmen aus dem Betrieb des Netzes sein werden. Hierzu spielt der Oberwalliser Provider Valaiscom AG – ebenfalls zu 100% im Besitz der Gemeinden – eine wesentliche Rolle. Die Valaiscom AG wird das Glasfasernetz der DANET flächendeckend aktivieren und durch die entsprechende Nutzung für die erforderlichen Einnahmen sorgen. Dennoch: Die Berechnungen ergaben, dass die Gemeinden ohne einen finanzstarken Partner das Projekt alleine nicht umsetzen konnten. Die lokalen Energieversorger erklärten sich bereit, den Bau und Betrieb des Glasfasernetzes für die DANET zu realisieren, ohne jedoch in das Netz zu investieren. Mit der Swisscom AG wurde nach umfangreichen Verhandlungen ein verlässlicher Investitions- und Baupartner gefunden. Swisscom hat die Initiative und die Vorgehensweise im Oberwallis immer unterstützt und steht der DANET bis heute als treuer Partner zur Seite. Sie hat in Aussicht gestellt, sich an den Investitionen phasenweise mit 50 bis 60 Prozent zu beteiligen.

In der ersten Ausbauphase werden von Swisscom und DANET 40 Mio. Franken investiert. Unabhängig davon, wie hoch die tatsächlichen Erschließungskosten in den Zentrumsgemeinden und den restlichen Gemeinden sind, bezahlt jede Gemeinde pro Einwohner 400 Franken. Dieser Betrag teilt sich wie folgt auf: An der DANET haben sich die Gemeinden mit einem Sockelbeitrag von 50 Franken pro Einwohner am Aktienkapital beteiligt. Darüber hinaus werden die Erschließungskosten von 350 Franken pro Einwohner mit Aufnahme der Projektierung fällig. Neben dem Aktienkapital und den Erschließungsbeiträgen finanziert die DANET ihren Netzanteil über Fremdkapital.

Praktische Umsetzung

Für die Oberwalliser Gemeinden stehen grundsätzlich zwei Baumodelle zur Auswahl. Beispielsweise baut Swisscom in der Gemeinde Obergoms sowohl den Feeder als auch den Drop-/Inhousebereich. Alternativ dazu können örtlich je nach Gegebenheiten auch die Rohranlagen und Infrastrukturen der regionalen Energieversorger genutzt werden. Dies ist z. B. bei der Gemeinde Gampel-Bratsch der Fall. Die Planung, der Bau und der Betrieb des Drop-/Inhousebereichs erfolgt hier in den Rohranlagen des regionalen Energieversorgungsunternehmens ReLL (Regionale Energielieferung Leuk).

Im November 2014 werden die ersten drei Gemeinden Gampel-Bratsch, Salgesch und Eischoll (hier konnten Synergien durch den Auf- und Ausbau des Fernwärmenetzes genutzt werden) planungsgemäß den Betrieb aufnehmen.


Point of Presence (POP):

Bei der Erschließung des Glasfasernetzes ist der Point of Presence (POP) jeweils immer der Ausgangspunkt. Bei der Glasfasererschließung für die Gemeinde Gampel-Bratsch werden die sogenannten Feeder-Kabel in die Swisscom-Zentrale von Steg zurückgeführt.

Distribution Point (DP):

Bei der Glasfasererschließung der Gemeinde Gampel-Bratsch führt die Swisscom AG den Feeder zu den einzelnen Distribution Points (DP). Ausgeführt wird dies durch die Arnold AG.

Building Entry Point (BEP)

Die Fasern werden von den Distribution Points (DPs) bis in die einzelnen Gebäude gezogen. Wenn der Eigentümer einer Liegenschaft den Anschlussvertrag unterschrieben und retourniert hat, erhält die Liegenschaft die Glasfasererschließung bis zum Gebäudeeinführungspunkt (BEP).

Optical Telecommunications Outlet (OTO)

Vom BEP gelangen die Glasfasern nun zur Glasfaser-Steckdose OTO. Bei Nutzung eines Glasfaserdienstes wird der Router angeschlossen. Die bedarfsorientierte Erschließung bis zum OTO nach erfolgter Service-Bestellung ist bei bestehenden Liegenschaften kostenlos, wenn die Steigzone nachzugsfähig ist.